Aktienabzocke bei US-Firmen

Der größte US-Bilanzskandal seit Enron erfasst 80 IT-Firmen, darunter Apple Computer

BERLIN taz ■ Topmanager von US-Technologieunternehmen sollen ihr Einkommen mit unzulässig billigen Aktienoptionen aufgebessert haben. Darum ermittelt die US-Börsenaufsicht SEC gegen mehr als 80 IT-Firmen. Die bekannteste unter ihnen: der Computerkonzern Apple.

Alle Firmen stehen im Verdacht, Aktienoptionen für ihre Topmanager auf Termine rückdatiert zu haben, als diese besonders billig waren. Je stärker der Aktienkurs dann stieg, desto größer waren die Gewinne, die die Manager ohne Risiko kassierten.

Die SEC hat den Firmen bis morgen eine Frist eingeräumt, die Verstöße zu melden. Problem der Unternehmen: Sie müssen jetzt auch die Bilanzen der letzten Jahre korrigieren.

Durch die Tricksereien kassierten die Manager Firmengewinne, die ihnen nicht zustanden. So sollen allein vier Apple-Führungskräfte Anfang 2001 8 Millionen Unternehmensaktien bekommen haben, die just am Tag nach ihrer Datierung um 11 Prozent zulegten. Das berichtete gestern das Wall Street Journal. Nur durch den nächtlichen Kursanstieg sei der Wert der Optionen um 7,5 Millionen US-Dollar gestiegen. Apple-Chef Steven Jobs habe von dieser Aktienzuteilung jedoch nicht profitiert. Apple selbst will zu den Vorwürfen erst Stellung nehmen, wenn die Ergebnisse einer laufenden internen Untersuchung vorliegen.

Apple Computer gilt als eine der erfolgreichsten Technologiefirmen der letzten Jahre. Der US-Konzern stellt Mac-Computer und den iPod-MP3-Player her. Schon am vergangenen Freitag musste Apple allerdings einräumen, dass alle Finanzberichte ab September 2002 „nicht mehr verlässlich“ seien – und wahrscheinlich nachgebessert werden müssten. Analysten schätzen, dass die Apple-Bilanz um 25 Millionen US-Dollar nach unten korrigiert werden muss. Zum Vergleich: Das Unternehmen machte 2005 einen Umsatz von 14 Milliarden US-Dollar. Schwerer dürfte deshalb der Vertrauensverlust wiegen, den die Vorzeigefirma Apple durch unsaubere Geschäftspraktiken erleidet.

Die US-Börsenaufsicht hat erst im Jahre 2002 explizit verboten, Aktienoptionen rückzudatieren. Zuvor konnten Unternehmen Aktienoptionen rückdatieren, weil es keine scharfen Kontrollen gab. Die finanziellen Auswirkungen der Aktienaffäre sind je nach Unternehmen unterschiedlich. Einige der betroffenen IT-Firmen wie Mercury Interactive und Msystems wurden durch die falschen Buchungen zu Übernahmekandidaten.

TARIK AHMIA