Die kleine Wortkunde: BESCHWERDE

So viele Beschwerden wie noch nie meldete jüngst der Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus – 20 Prozent mehr als im Vorjahr, und das, obwohl die Truppe geschrumpft ist.

Besonders viele Beschwerden gibt es wegen nicht ausbezahlter Beihilfen im Krankheitsfall, manche Angehörigen von Soldaten sitzen bereits seit Wochen auf ihren Arztkosten. Die Ursache für das Chaos sieht Königshaus in der Umstrukturierung durch die Bundeswehrreform. Schon 2012 warnte er, die Reform nicht nur als Einsparungsprogramm zu betrachten. BESCHWERDE (körperliches Unwohlsein, Äußerung über einen Missstand) stammt aus dem mittelhochdeutschen „beswærde“ (Bedrückung, Kummer, Betrübnis), das auf das althochdeutsche „biswrida“ zurückgeht. Im rechtlichen Sinne muss eine „Beschwer“ (Last, Nachteil) vorliegen, mit dem man „beschwert“ ist, um sich zu beschweren. Man neigt gerade als Linker dazu, wenig Mitleid mit der Bundeswehr zu haben, wenn mal wieder deren Unterfinanzierung oder schlechte Ausstattung gemeldet wird. Doch wir sollten genau auf den Umgang des Staates mit seinen Soldaten Acht geben, denn wenn die Bundesregierung selbst in der einst unantastbaren Bundeswehr nur noch eine finanzielle Last sieht, wie muss es dann erst um das soziale System stehen! Also keine Häme gegen die Nöte der Truppe, denn an ihr können wir im Kleinen ablesen, wie der Staat den Rest von uns behandelt. Leider gibt es keinen Wählerbeauftragten. Wenn das nicht ein Grund zur Beschwerde ist. ERIK WENK