„Gegen das Schweigen“

„Ab nach Rio“: Film über Erinnern und Vergessen

■ war Kaufmann und hat frei Theater gemacht. Heute Filmemacher in der Thede-Filmproduktion. Drehte 2003 die Doku „Return of the Tüdelband“  Foto: privat

taz: Herr Huckeriede, Sie haben einen Film über ein Haus in der Rothenbaumchaussee gedreht, das bis 1938 der jüdischen Familie Guggenheim gehörte. Auf welche Probleme sind Sie gestoßen?

Jens Huckeriede: Als ich den Film zu drehen begann, wusste ich überhaupt nicht, wer von den Guggenheims noch lebt. Ich habe dann Ivoné Simon in Brasilien ausfindig gemacht, eine Enkelin des ehemaligen Besitzers.

Was hielt die von Ihrer Idee?

Sie hat sich sehr darüber gefreut. Sie leidet darunter, dass in ihrer Familie niemand mit ihr über die Geschichte gesprochen hat. Ich war der erste, mit dem sie das intensiv tun konnte.

Ihr Film handelt auch von den Nachkommen derer, die das Haus zu einem günstigen Preis übernahmen. Wie haben die das Projekt aufgenommen?

Es war genau wie auf der jüdischen Seite: Großes Interesse, weil auch in ihrer Familie nicht über die NS-Zeit gesprochen wurde. Mein Film ist auch ein Film gegen das Schweigen. Mir war wichtig, beide Seiten zu zeigen – also auch, wie die Nachkommen der Täter mit der Vergangenheit umgehen.

Im Film spielt ein unzugänglicher Raum des Hauses eine Rolle. Was bedeutet der für Sie?

Eigentlich sucht doch jeder Filmemacher nach geheimen Räumen. Ein Raum, der von vier Seiten geschlossen ist, der ein Geheimnis darstellt, das hat mich in Bewegung gebracht. Ich glaube, wenn der Raum nicht da gewesen wäre, wäre der Film wahrscheinlich nicht entstanden.INTERVIEW: MAP

Premiere: 19 Uhr, Metropolis. Weitere Vorstellung: Samstag, 17 Uhr