Träume eines Finanziers

Der Unternehmer Dietmar Hopp, Mitbegründer der Softwarefirma SAP, will die SG Hoffenheim in die Fußball-Bundesliga führen. Dafür hat er nun Trainer Lorenz-Günther Köstner verpflichtet

AUS HOFFENHEIMTOBIAS SCHÄCHTER

Im Mai war René C. Jäggi zu Besuch in St. Leon-Rot. Als Bittsteller kam der Vorstandsvorsitzende des Bundesligaklubs 1. FC Kaiserslautern. Der Sanierer aus der Schweiz, der jüngst seinen Abschied ankündigte, suchte bis zuletzt vergeblich einen Investor für den Pfälzer Traditionsklub. Als Gast von Dietmar Hopp freute sich Jäggi zwar über ein gutes Essen im Golfklub des mehrfachen Milliardärs, doch ein Investment konnte er dem Mäzen des Regionalligisten TSG Hoffenheim nicht schmackhaft machen. „Einen Klub zu kaufen, oder mein Geld in einen anderen Klub zu investieren wie ein Abramowitsch bei Chelsea, ist für mich keine Überlegung wert“, sagt Hopp. Der Mitbegründer des Software-Unternehmens SAP hat andere Pläne, für die er sich Ende November das Okay des DFB einholte.

Bis zum Jahr 2008 soll ein neues Gebilde mit dem Arbeitstitel „HSW Hoffenheim-Heidelberg“ Bundesligafußball in der Rhein-Neckar-Region etablieren. Ein Zusammenschluss der drei namensstiftenden Vereine TSG Hoffenheim, SV Sandhausen und Astoria Walldorf soll künftig in einem neuen 30.000 Zuschauer fassenden Stadion den Ball rollen lassen. 40 Millionen Euro kostet die Arena, die wahrscheinlich in Heidelbergs Süden gebaut werden soll. Die Pläne für die „Kurpfalz-Arena“ liegen in der Schublade jener Firma, die bereits die SAP-Arena in Mannheim geplant hat.

Dass Hopp seinen Bundesligatraum im Oktober öffentlich machte, war aus der Not geboren. Zum einen verweigerte der DFB die Zustimmung für den angestrebten Zweitligafußball im kleinen Hoffenheimer Dietmar-Hopp-Stadion. Zum anderen schreckte den 65-Jährigen eine Initiative mehrerer potenter Firmen mit dem Titel „Rhein-Neckar-Dreieck“ auf. Die Absicht der Initiatoren aus Ludwigshafen und Mannheim: Bundesligafußball für die Region.

„Ich habe dann die Vorwärtsstrategie gewählt“, erzählt Hopp, der selbst für die TSG kickte, bevor er als Mäzen den Klub von der Kreis- in die Regionalliga hievte. Nun will Hopp Bayern München statt Eschborn in „Hoffe“ sehen. „Erste Liga kann man nicht planen“, sagt er zwar, stellt aber klare Forderungen: „Der Aufstieg in die zweite Liga ist im nächsten Jahr ein Muss!“ Dem langjährigen Trainer Hansi Flick traute er dies nicht zu. Der ehemalige Profi beim FC Bayern und 1. FC Köln musste vor ein paar Wochen gehen. Kurz vor Weihnachten präsentierte die TSG einen Nachfolger.

Lorenz-Günther Köstner, 53, ist aber nur der 1b-Kandidat. Wunschtrainer Klaus Toppmöller fand die Aufgabe als Nationaltrainer von Georgien reizvoller. Für den knorrigen Franken Köstner, der in seiner Laufbahn bisher den VfB Stuttgart, den 1. FC Köln, die SpVgg Unterhaching und zuletzt den Karlsruher SC trainierte, sprachen wohl in erster Linie seine Kenntnisse der zweiten Liga. Auch sein gutes Verhältnis zu Karl-Heinz Förster, Hoffenheims Berater, wird dem Engagement nicht abträglich gewesen sein. Nur drei Punkte Rückstand sind es bis zum Aufstiegsplatz und Köstner sagt: „Vielleicht schaffen wir schon diese Saison den Aufstieg.“ Versprechen will der Mann mit Vertrag bis Juni 2007 dies nicht.

Köstner darf sich zur neuen Saison über einen Etat freuen, der von 3,5 auf 5 Millionen Euro aufgestockt wird. „Geld schießt keine Tore, aber ohne Geld kommt man nicht hoch“, sagt Hopp. Mehrere Unternehmen aus dem Sponsorenpool des Vereins „Sportregion Rhein-Neckar-Dreieck“ haben Interesse signalisiert, auf Hopps Zug aufzuspringen. „Schaffen wir den Aufstieg, wird man sehen, in welchem Umfang die Firmen dann bereit sind, einen Etat zu stemmen, der auch in die erste Liga führen kann“, so Hopp. Bestrebungen in Mannheim, unter Federführung des in die Viertklassigkeit abgestürzten SV Waldhof ein ähnliches Projekt voranzutreiben, sieht der Unternehmer gelassen.

Dass zwei Bundesligavereine in der Region nebeneinander existieren können, glaubt er nicht. Damit sich die Träume des Finanziers erfüllen, sollen in den nächsten Monaten vier bis acht neue Spieler kommen. Für den neuen Posten des Sportdirektors favorisiert Hopp Karl-Heinz Förster, bisher nur Berater. „Leider kann man nur mit Talenten aus der Region nicht in die Bundesliga aufsteigen“, sagt Hopp, der in Hoffenheim Nachwuchsarbeit auf Erstliga-Niveau betreibt.

Hopp ist bekannt dafür, dass er Träume verwirklicht. Seine Pläne sorgen deswegen für Aufsehen in der Region. Beim SV Waldhof haben sie für die Pläne ihres Erzfeindes nur Spott übrig. Über den Vorschlag aus der Mannheimer Ecke, das neue Gebilde „SG Neureich Bimbesheim“ zu taufen, amüsierte sich indes Hopp köstlich.