Fukushima-Jahrestag

Mit Trecker und Kirschbaum – Berliner Anti-Atom-Initiativen protestieren für einen schnellen Ausstieg

9. März Mit dem Bus zur Menschenkette: anti-atom-reisen.de

9. März Anti-Atomkraft-Demo „Sayonara Nukes“, um 12 Uhr am Brandenburger Tor

11. März Kundgebung vor der Japanischen Botschaft, ab 12 Uhr, Hiroshimastraße 6 – hier endet auch der Treckerkonvoi.

■ Weitere Informationen:

www.anti-atom-berlin.de

Knapp zwei Jahre liegt die Atomkatastrophe von Fukushima zurück. In der japanischen Küstenstadt wurde ein Atomkraftwerk von einem Erdbeben so schwer beschädigt, dass es in mehreren Reaktoren zur Kernschmelze und zu Explosionen kam. Hohe Mengen an radioaktivem Material gelangten in die Umwelt. Noch immer leiden Hunderttausende Menschen an den Folgen des GAUs. Grund genug also, zum zweiten Jahrestag des Unglücks von Fukushima den Protest gegen Atomenergie wieder auf die Straße zu bringen.

Am kommenden Wochenende sind in Deutschland mehrere Aktionen geplant. In Berlin wird gleich an zwei Tagen protestiert – am 9. und am 11. März, dem eigentlichen Jahrestag der Katastrophe. Am 9. März rufen japanische AktivistInnen unter dem Slogan „Sayonara Nukes“ zu einer Demonstration am Brandenburger Tor auf. Los geht’s um 12 Uhr. Am 11. März sind gleich mehrere Aktionen geplant: Ab 9.30 Uhr wird es einen Traktorenkorso von Blankenfelde nach Tiergarten geben, an dem sich mehr als 20 Bauern aus Norddeutschland mit ihren Fahrzeugen beteiligen wollen. Von 12 bis 15 Uhr soll dann eine Kundgebung vor der japanischen Botschaft stattfinden, bei der ein Kirschbaum gepflanzt werden soll. Bei den Veranstaltungen in Berlin geht es vor allem um eins: „Wir wollen unsere Solidarität ausdrücken für die japanischen Aktivisten und all die Menschen, die unter den Folgen der Katastrophe noch immer zu leiden haben“, sagt Emmes von der Initiative Anti Atom Berlin, die die Aktionen mitinitiiert hat.

Die größte Anti-Atom-Aktion findet nicht in Berlin, sondern rund um das AKW Grohnde in Niedersachsen statt. Das Atomkraftwerk soll am 9. März mit einer 380 Kilometer langen Menschenkette im Radius von 40 Kilometern umzingelt werden. Knapp 160 Initiativen und Gruppen beteiligen sich an dem Mammutvorhaben. Mit dem Radius soll eine mögliche Evakuierungszone bei einem GAU sichtbar gemacht werden. Die NaturFreunde Berlin haben zwei Busse nach Grohnde organisiert. Einer der Busse fährt im Anschluss an die Aktion in Grohnde weiter zur Protestaktion am belgischen AKW Tihange. Der andere fährt am Abend zurück nach Berlin. Auch an der Uranfabrik Gronau, dem AKW Gundremmingen und weiteren Orten sind am 9. März Aktionen geplant.

Neben einer Solidaritätsbekundung mit Japan wollen die VeranstalterInnen mit der Aktion in Grohnde ein weiteres Zeichen für den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie setzen. „Eine Katastrophe wie in Fukushima kann sich jederzeit in Deutschland wiederholen“, sagt Uwe Hiksch von den NaturFreunden Berlin. Zugleich richtet sich die Aktion gegen die Schutzmaßnahmen, die im Falle eines Atom-GAUs greifen sollen und die von den AktivistInnen als nicht ausreichend eingeschätzt werden. „Atomkraftwerke sind nicht katastrophensicher“, sagt Angelika Wilmen, Pressesprecherin der deutschen Sektion der Organisation „Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung“ (IPPNW). Sollte es zu einer Kernschmelze kommen, müssten Hannover, Hildesheim und Göttingen evakuiert und Tausende Menschen dekontaminiert werden. Die Infrastrukturen für die Dekontamination sind jedoch unzureichend, um alle Menschen zeitnah zu versorgen. ÄrztInnen der IPPNW werden bei der Aktionskette Katastrophenschutzzelte aufbauen, in denen der Ernstfall durchgespielt werden soll, alle Schritte wie ein Geigerzählercheck mit inbegriffen.

In Berlin bemühen sich Initiativen wie Anti Atom Berlin und IPPNW darum, über den Jahrestag hinaus das Engagement für Fukushima konstant zu halten. Anti Atom Berlin ruft dazu auf, eine Petition gegen eine Müllverbrennungsanlage zu unterzeichnen, in der radioaktiver Müll verbrannt werden soll. Die IPPNW wiederum unterstützt die Arbeit einer unabhängigen Gesundheitsklinik mit Know-how, in der Opfern der Katastrophe in Fukushima Folgeuntersuchungen angeboten werden, die ihnen angeblich von offizieller Seite verweigert werden. 2012 war die Vereinigung mit einer ÄrztInnen-Delegation vor Ort, um das Ausmaß des GAUs genauer zu untersuchen und mit japanischen Anti-Atom-AktivistInnen zu sprechen.

Aufgrund der Erfahrungen, welche die IPPNW vor Ort in Japan gemacht haben, appelliert die Organisation an die Menschen in Deutschland, sich an den Anti-Atom-Protesten zu beteiligen. Man müsse den Betroffenen zeigen, dass sie mit ihrem Problem nicht allein seien, sondern Teil einer internationalen Gemeinschaft. Ein erfolgreicher Atomausstieg bei uns hätte enorme Signalwirkung für die Welt. „Die japanischen Aktivisten setzen große Hoffnung in Deutschland, wir dürfen sie nicht enttäuschen“, sagt Wilmen. Und Uwe Hiksch ergänzt: „Es ist an der Zeit, den erfolgreichen deutschen Protest zu internationalisieren.“

LUKAS DUBRO