Kommentar: Doktorspielchen: Hofnarr in Hannover

Nach überstandener Doktor-Affäre muss David McAllister verkünden, dass er sich über Bernd Althusmanns Verbleib im Kabinett freut. Dabei wird er wissen, dass ihm dessen Glaubwürdigkeitsverlust Schaden zufügt.

Manchmal sind Niederlagen segensreicher als Siege. So wäre es für Niedersachsens Ministerpräsidenten David McAllister (CDU) sicher ein schwerer Schlag gewesen, wenn die Uni Potsdam seinem Kultusminister Bernd Althusmann den Doktortitel aberkannt hätte. Der gute Kumpel wäre nicht mehr im Kabinett zu halten gewesen. Und die Affäre hätte ein Ende gehabt. Ihm wäre allenfalls kurz vorgeworfen worden, so lange gezögert zu haben.

Nun allerdings muss er sich hinstellen und verkünden, dass der zu jeder Zeit sein "uneingeschränktes Vertrauen" hatte - und natürlich Kultusminister bleibt. Obwohl ihm natürlich klar ist, dass Althusmanns Glaubwürdigkeit durch die mit erheblichen Mängeln behaftete Dissertation schweren Schaden erlitten hat. Obwohl er natürlich weiß, dass Schulpolitik ein klassisches Wahlkampfthema ist. Und obwohl er natürlich auch sieht, dass diese Doktor-Affäre das CDU-Credo vom Aufstieg durch Bildung pervertiert - zum Aufstieg durchs Vortäuschen von Bildung. Plus gut funktionierende Seilschaften.

Damit ist nicht nur der Kultus-Fassadenminister Althusmann blamiert. Mindestens, wer Niccolò Machiavellis "Il Principe" folgt - dem Althusmann zwar das Motto seiner Dissertation entnommen, den er aber wohl nicht gelesen hat - weiß: Das muss auch auf den Landes-Chef durchschlagen. Denn ein kluger Fürst umgibt sich nur mit tüchtigen und weisen Ministern. Für die anderen Freunde wäre der Job des Hofnarren passend.

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Jahrgang 1972. Seit 2002 bei taz.nord in Bremen als Fachkraft für Agrar, Oper und Abseitiges tätig. Alexander-Rhomberg-Preis 2002.

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