Flugrouten BBI: Aufatmen in Zeuthen

Das Städtchen bei Schönefeld wird vom Lärm entlastet. Die Fluglärmkommission trifft sich am 28. März zur Sondersitzung. Im Ausschuss gibt es Vorwürfe statt Inhalte.

Während drinnen schon der Koffertransport getestet wird, streitet man draußen noch darüber, auf welchen Routen die Flugzeuge an dem Flughafen ankommen und abfliegen. Bild: dapd, Steffi Loos

Die Zeuthener sind wohl die Ersten, die aufatmen können: In der Fluglärmkommission zeichnete sich am Montag eine Mehrheit für den Vorschlag ab, vom BBI abhebende Flugzeuge nicht über den Ort südöstlich von Schönefeld zu führen. "Dies wird erheblich dazu beitragen, die Zahl der Betroffenen abzusenken", sagte der Berliner Leiter der Deutschen Flugsicherung (DFS), Hans Niebergall. Flugzeuge sollen demnach beim Start von der Südbahn in Richtung Osten zügig nach Süden abknicken.

Auch eine weitere Prüfung des sogenannten Münchner Modells würde sich erübrigen, sagte Niebergall. Beim Münchner Modell fliegen Maschinen länger parallel beim Start als international erlaubt. Das muss gesondert genehmigt werden. Von 114 untersuchten Flügen und Flugzeugtypen könnten bis auf zwei Maschinen alle die kurze Abflugvariante wählen, so Niebergall. Diese Lösung soll Gemeindevertretern von Zeuthen und dem benachbarten Schulzendorf Anfang April in einem Flugsimulator in Frankfurt/Main demonstriert werden.

Die Fluglärmkommission will voraussichtlich in einer Sondersitzung am 28. März Prioritäten für weitere Alternativen festlegen. 32 Varianten würden geprüft, sagte Niebergall. Auch zu möglichen Anflugrouten auf Berlin Brandenburg International (BBI) könnte es dann ein Votum geben. Sie hängen von den jeweiligen Abflugwegen ab. Im September hatte die DFS erstmalig Flugrouten für BBI vorgestellt. Diese hätten vor allem den Süden Berlins mehr als erwartet belastet, wogegen seitdem tausende Bürger protestieren. Am Samstag gingen erneut 9.000 Südberliner und Brandenburger auf die Straße.

Auch im Stadtentwicklungsausschuss des Abgeordnetenhauses sorgte das Thema BBI am Montag für heftige Diskussionen. Bevor nur die Tagesordnung beschlossen war, stritten SPD und CDU über einen Antrag zu Lärmschutzmaßnahmen und Nachtflugverbot.

Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) skizzierte den Stand der Bauarbeiten: Derzeit werde die Verglasung eingesetzt, Gepäckbänder würden erprobt. Weitere Hemmnisse wie vor knapp einem Jahr, als die Insolvenz eines der drei Hauptplanungsbüros den Prozess um ein halbes Jahr verzögerte, seien nicht zu erwarten.

In Sachen BBI liegen fast alle Parteien miteinander über Kreuz: Ob und inwieweit es ein Nachtflugverbot geben soll, wie die Flugrouten verlaufen, ob der Flughafen zum internationalen Drehkreuz werden soll oder nicht - all das ist umstritten. Das Problem: Bei kaum einem Thema hat Berlin Einfluss auf die Entscheidung: Die DFS prüft die Flugrouten auf der Basis der Kommissionsvoten erneut, die Vorschläge durchlaufen mehrere Gremien und werden abschließend vom zuständigen Bundesamt genehmigt. In Sachen Nachtflugverbot muss das Bundesverwaltungsgericht entscheiden.

Entsprechend hilflos verlief die Debatte im Ausschuss: Inhalte gingen zunehmend im parteipolitischem Gezänk unter. Ob es um die Anbindung des Flughafens an den öffentlichen Nahverkehr ging, um die Ansiedlung von Unternehmen im Umfeld des Flughafens oder um die Drehkreuzfunktion: Man warf sich gegenseitig Widersprüche vor und blieb bei Befindlichkeiten.

Nur ein kleiner Erfolg war zu vermelden: In dieser Woche soll es eine abschließende Einigung zwischen Taxifahrern aus Berlin und Brandenburg geben. Die hatten sich im vergangenen Jahr um die Warteregelungen und Tarifgestaltung am Flughafen gestritten - in Schönefeld.

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