Mehr Inlandsurlaub: Deutsche bleiben Reiseweltmeister

Die Hälfte aller Arbeitslosen kann sich Urlaub nicht mehr leisten. Trotzdem wird auch 2010 mehr verreist.

Trend zum Deutschlandurlaub: Seebrücke von Binz auf Rügen. Bild: dpa

BERLIN taz Trotz Wirtschaftskrise bleibt die Reiselust der Deutschen ungebrochen. Wie die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen ermittelte, wurde im vergangenen Jahr 64,8 Millionen mal verreist - ein leichtes Plus gegenüber dem Vorjahr. Nach den auf der Tourismusmesse ITB vorgestellten Zahlen sind damit im letzten Jahr etwa drei Viertel aller Deutschen in den Urlaub gefahren, fast jede dritte Urlaubsreise 2009 führte zu innerdeutschen Zielen.

Das war die Überraschung der diesjährigen Reiseanalysen, die Hinwendung der deutschen Touristen zum eigenen Land. "Ich bin mehr als happy, was die Entwicklung des Deutschlandurlaubs angeht", freut sich Petra Hedorfer, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Zentrale für Tourismus. Zuständig sei hier vor allem das fulminante Wachstum im "grünen" Bereich. Um 70 Prozent vergrößerte sich die innerdeutsche Nachfrage nach Radurlaub und Wandern. Selbst der Wintersport in den Mittelgebirgen erlebte eine Renaissance. Gut möglich, meint Petra Hedorfer, dass sich das Engagement von Verbänden wie dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub ADFC bemerkbar macht, die mit Zertifikaten für neue Premiumwanderwege und eine gute Radwegeinfrastruktur Angebote offerieren, "die immer mehr angenommen werden".

Als häufigstes Reisemittel wählten die Deutschen 2009 aber allem grünen Anstrich zum Trotz wiederum das Auto. 47,9 Prozent aller Reiseziele wurden mit dem eigenen Pkw angesteuert. Auf Platz zwei folgt allen Klimaschutz-Beteuerungen zum Trotz das Flugzeug, das 35,8 Prozent der Urlauber nutzten. Auf öffentliche Verkehrsmittel haben die Deutschen dagegen wenig Lust: Nur 8,6 Prozent verreisten mit dem Bus, mit der Bahn gar nur 5,2 Prozent.

Von den 25 Prozent, die 2009 nicht weggefahren sind, gab jeder Zweite an, kein Geld dafür zu haben. Unter den Arbeitslosen haben 2009 noch 45 Prozent eine Urlaubsreise unternommen - 1996 konnten sich das immerhin noch 56 Prozent der Menschen ohne bezahlte Arbeit leisten. "Die soziale Schere klafft auch im Tourismus immer weiter auseinander", sagte FUR-Geschäftsführer Peter Aderhold. Während Familien mit geringeren Einkommen wegen der unsicheren Lage auf Urlaubsreisen verzichtet hätten, seien Haushalte mit höheren Einkommen noch häufiger verreist. Für das aktuelle Jahr 2010 erwartet die Reisebranche unverändert große Reiselust. So gaben 68 Prozent der über 7.700 Befragten an, wenigstens eine Urlaubsreise zu planen.

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