Fehde zwischen SPD und Linke im Saarland: "Vergiss es, Alter!"

Heiko Maas war der Ziehsohn von Oskar Lafontaine. Jetzt ist er sein ärgster Feind. Bisher hält der SPD-Chef Lafontaines Linke im Saarland erfolgreich auf Distanz.

2003 traten sie noch zusammen auf, heute nennen sie den Namen des anderen kaum noch: Lafontaine und Maas. Bild: dpa

Offenes weißes Hemd und dunkelblaues Sakko. Dreitagebart und Schlangenaugen, mit denen er seine Gegner fixiert. Der neue Bond? Nein. Der coole Typ ist Sozialdemokrat und im Saarland in heikler Mission "für eine neue Politik" unterwegs: Heiko Maas präsentiert sich als "Der neue Mann!" auf seiner Internetseite.

Der 43 Jahre alte Partei- und Landtagsfraktionschef der SPD Saar ist eifrig dabei, sein Image vom ewigen Konfirmanden im braunen Anzug abzustreifen. Und Gegner hat das einstige Ziehkind von Linkspartei-Chef Oskar Lafontaine mehr als genug - allen voran Lafontaine selbst, der seinen ehemaligen Parteifreund Maas nicht mehr beim Namen nennt. Er spricht lieber von dem "jungen Mann, der noch nichts vorzuweisen hat".

Am Freitag stellt sich Maas in Saarbrücken dem Votum seiner Genossen. Der in Saarlouis geborene Halbmarathonläufer will sich auf dem Landesparteitag der SPD Saar wieder zum Parteichef wählen lassen; Spitzenkandidat für die Landtagswahl im August ist er schon.

Ein gutes Wahlergebnis ist ihm gewiss, denn Maas hält die Linke von Lafontaine aktuell auf Distanz. Nach dem letzten Saarlandtrend von Ende April liegt die SPD mit 27 Prozent jetzt 9 Prozentpunkte vor der Linken; noch im März betrug der Abstand in einer anderen Umfrage 3 Punkte. Und Rolf Linsler, der Parteichef der Linken Saar, träumte schon von einem "bevorstehenden Überholmanöver".

Doch daraus wird wohl nichts mehr werden. Die Doppelkandidatur von Lafontaine für den Landtag und für den Bundestag hat potenzielle Wähler der Linkspartei offenbar vergrätzt.

Auch die letzten Freunde des früheren Ministerpräsidenten Lafontaine in den Reihen der saarländischen SPD gingen inzwischen auf Distanz. "Die SPD wird den Kakao nicht auch noch austrinken, durch den sie Lafontaine über Jahre hinweg gezogen hat", sagt etwa der frühere Ministerpräsident Reinhard Klimmt.

Und dass man Lafontaine, der die SPD auch an der Saar "im Stich gelassen" habe, nicht mit zum Ministerpräsidenten wählen werde - wenn es bei den Landtagswahlen reichen sollte für ein Linksbündnis und die Linke am Ende doch die Nase vorne haben sollte, sagt Klimmt.

"Vergiss es, Alter!", lautet das knappe Statement von Maas zu Lafontaines Ambitionen. Auch der von SPD und Linken an der Saar gleichermaßen geschätzte Bundestagsabgeordnete Ottmar Schreiner legte jüngst ein Bekenntnis zu seiner "Reformpartei SPD" ab. Ihm unterstellte Wechselabsichten seien freie Erfindungen gewesen seien. In einigen Orts- und Kreisverbänden der Linkspartei belasten zudem Flügelkämpfe das Klima in der Partei, die in Strafanzeigen Linker gegen Linke gipfeln. "Wir gewinnen. Wir machens!", frohlockt denn auch Maas. "Nachdem wir die Linke deutlich hinter uns gelassen haben, knöpfen wir uns jetzt Müller und die CDU vor und kämpfen um Platz eins." Der letzte Saarlandtrend wies 36 Prozent für die CDU aus - und 9 Prozent für die zur Bildung einer Koalition bereitstehende FDP. Bleibt es dabei, stehen sich Ende August mit jeweils 45 Prozent der Stimmen zwei gleich große Lager gegenüber.

Was machen dann die Grünen? Eine Koalitionsaussage gibt es nicht. Doch beim wichtigsten Thema an der Saar - dem Steinkohlebergbau - liegen die Grünen mit CDU und FDP auf einer Linie. Sie sind für den Ausstieg aus der Förderung, SPD und Linke sind dagegen. Kommt Jamaika, ist Maas Oppositionsführer - und Lafontaine nimmt dann im Herbst sein quasi sicheres Bundestagsmandat an.

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