Risse an Reaktoren in Belgien: Keine Infos über grenznahe AKWs

In Kraftwerken in Belgien und der Schweiz gab es Zwischenfälle. Die Regierung weiß wenig über mögliche Schäden an Reaktordruckbehältern.

Das belgische Atomkraftwerk Tihange vor grauem Himmel.

Das älteste belgische Akw Tihange ist nur 60 Kilometer von Aachen entfernt. Im Reaktor 2 wurden Risse entdeckt. Foto: dpa

BERLIN taz | Es waren dramatische Nachrichten, die in letzter Zeit von Atomkraftwerken nahe der deutschen Grenze kamen: In den belgischen Reaktoren Doel 3 und Tihange 2 waren bereits im Jahr 2012 Tausende von feinen Rissen im Druckbehälter entdeckt worden; im Oktober dieses Jahres fanden Experten nun auch im Schweizer AKW Beznau Unregelmäßigkeiten am Druckbehälter – dem Herzstück des Reaktors, in dem die Kernspaltung stattfindet. Die betroffenen Reaktoren sind derzeit abgeschaltet.

Ob vergleichbare Probleme auch an anderen grenznahen AKWs bestehen, etwa den französischen Uraltreaktoren Fessenheim und Cattenom, darüber hat die Bundesregierung aber weiterhin kaum Erkenntnisse. Das geht aus der Antwort des Bundesumweltministeriums auf eine Anfrage der Grünen hervor, die der taz vorliegt.

Sie verweist auf die „alleinige Zuständigkeit der jeweiligen nationalen atomrechtlichen Aufsichtsbehörden“ und auf einen Bericht des Zusammenschlusses der europäischen Aufsichtsbehörden aus dem Jahr 2014. Daraus gehe hervor, dass sich in Frankreich „aus den durchgeführten Prüfungen keine Hinweise auf entsprechende Schädigungen wie in Doel 3 und Tihange 2 ergeben“ hätten.

Den Grünen langt diese Auskunft nicht. „Die Bundesregierung weiß bis heute noch nicht einmal, welche Reaktordruckbehälter in Europa aus der gleichen Schmiede kommen“, sagte die atompolitische Sprecherin Sylvia Kotting-Uhl. „Das ist doch Irrsinn.“ Den europaweiten Bericht, auf den das Umweltministerium verweist, hält sie für unzuverlässig, denn er hatte auch für das Schweizer AKW Beznau, bei dem später Unregelmäßigkeiten auftauchten, Entwarnung gegeben.

Auch über die Hintergründe dieser jüngsten Probleme liegen der Bundesregierung „noch keine belastbaren Ergebnisse“ vor, die über Angaben auf der Webseite der Schweizer Aufsichtsbehörde hinausgehen. Das ist verwunderlich, weil es zwischen der Schweiz und Deutschland eine offizielle Vereinbarung gibt, die zur gegenseitigen Information über „Fragen der Sicherheit kerntechnischer Einrichtungen“ verpflichtet; an diesem Freitag tagt eine gemeinsame Kommission.

Kotting-Uhl fordert, dass diese Sitzung nicht nur zum Informationsaustausch genutzt wird; vielmehr solle die Bundesregierung dort „konsequent auf eine Abschaltung der Schrottmeiler hinarbeiten“.

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