Der Lobbyist der Woche
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Zur Abwechslung die Wahrheit

Foto: reuters

Es gibt Werbung und Werbung. Werbung, die ein Produkt oder eine Dienstleistung ins beste Licht setzt, dabei viel Weichzeichner verwendet – und die dazu führt, dass am Ende alle nur noch zugreifen wollen. Und solche, die unfreiwilligerweise der Wahrheit näher kommt, als der Erfinder sich das gewünscht hätte – und der denkt am Ende nur noch, hätte er mal besser den Mund gehalten.

Werbung letzterer Art hat diese Woche der Nationale Geheimdienstdirektor der USA, James Clapper (Foto) gemacht. Genau, der Clapper, der vor drei Jahren in einer Anhörung versicherte, die NSA würde US-Staatsbürger nicht überwachen – eine Aussage, die leider schon ein paar Monate später, im Sommer 2013, durch die Veröffentlichungen von Edward Snowden konterkariert wurde. Und ja, auch der Clapper, der garantieren soll, dass Daten von EU-Bürgern in den USA künftig nicht von dortigen Geheimdiensten eingesammelt werden.

Clapper jedenfalls war diese Woche wieder mal in einer Anhörung, und zwar vor dem US-Senat. Dabei sagte er, dass seine Behörden das Internet der Dinge, also die Vernetzung von Alltagsgegenständen, zur „Identifizierung, Überwachung, Beobachtung, Lokalisierung und Auswahl für die Rekrutierung“ nutzen könnten. Oder „um Zugang zu Netzwerken oder Passwörtern zu gewinnen“.

Was sich der Mann dabei dachte? Vielleicht gar nichts, weil die massenhafte Überwachung von BürgerInnen in seinem Job so normal ist wie die Serienproduktion von Motoren für die Autobranche? Oder: Einen schönen Gruß an die IT-Unternehmen – da ihr euch sträubt, für uns Hintertüren in eure Hard- und Software einzubauen, verrate ich, wofür wir eure Produkte wirklich nutzen?

Das wäre dann zumindest mal ehrlich. Svenja Bergt