"Wölfe wandern“

DIE DREI FRAGEZEICHEN

Foto: privat

Was? Der Wolf taucht immer öfter in Deutschland auf. In dieser Woche wurden in Brandenburg sogar zwei Welpen auf der Autobahn überfahren. Das Bundesumweltministerium baut nun ein Wolfsberatungszentrum auf.

1 Frau Reinhardt, wie gefährlich wird der Wolf dem Menschen?

Ilka Reinhardt: Wölfe sind ängstliche, vorsichtige Tiere. Zwar wäre der Wolf prinzipiell in der Lage, den Menschen zu töten. Aber eigentlich legt er sich nicht mit anderen großen Tieren an. Das heißt: Die Gefahr für den Menschen ist sehr gering. Bisher hat es in Deutschland auch noch keinen Fall gegeben. Auch weltweit passiert das nur alle paar Jahre.

2 Wölfe reißen hierzulande auch immer wieder mal Schafe. Lässt sich das verhindern?

Dieser Konflikt lässt sich zumindest leicht entschärfen. Wir beobachten in anderen europäischen Ländern, dass sich Schafe mit Elektrozäunen oder Herdenschutzhunden gut schützen lassen. Man muss es dem Wolf schwer machen. Er darf nicht auf den Geschmack kommen und lernen, dass Schafe einfach zu holen sind.

3 Wo wird der Wolf demnächst noch überall auftauchen?

Aus Sicht des Wolfes ist Deutschland klein. Die jungen Tiere können sehr weit laufen. Aus der Lausitz ist einer, dem wir einen Halsbandsender angelegt hatten, mal bis Weißrussland gelaufen. Hätte er die andere Richtung genommen, wäre er in Paris angekommen. Es kann sein, dass ein Tier über Jahre alleine bleibt, bis endlich mal ein Weibchen dazukommt. Auf jeden Fall werden sich die Wölfe ausbreiten. Sie werden auch aus Frankreich oder der Schweiz einwandern. Und in West- und Süddeutschland ist noch sehr viel Platz für Wölfe. Sie werden kein Phänomen des Ostens bleiben.

Interview: Hanna Gersmann

Ilka Reinhardt, 49, gilt als eine der wichtigsten Wolfsexperten in Deutschland und macht mit beim Wolfsberatungszentrum des Umweltministeriums.