Kastendiek – kein Senator der Herzen

In allerletzter Minute stoppte die Bremer Kulturbehörde gestern eine Kunstaktion, die den Kultursenator Jörg Kastendiek (CDU) in die Nähe von Herzenswärme gerückt hätte: Statt Kunst prangt nun Weißraum am Rembertiring

bremen taz ■ „Ich mache doch keine politischen Plakate“, sagt die Neubremerin und Künstlerin Gertrud Schleising. Dennoch scheint sie nun Opfer politischer Kämpfe zu sein – dem der Theaterleute gegen drohende Insolvenz und dem von Kultursenator Jörg Kastendiek (CDU) um eine eindeutige Finanzlage samt Spardiktat. Jedenfalls will der Senator offenbar um keinen Preis mit Schleisings Plakaten und rosa Herzen in Verbindung gebracht werden, deren Inschriften so lauten: „Ich will glücklich werden.“ Oder so: „Ich will alles so schön wie möglich machen.“ Die fertigen Kunstplakate wurden gestern nicht geklebt. Ebenso wenig die dazu geplante Aufschrift: „Der Kultursenator der Hansestadt Bremen und Gertrud Schleising“.

„Ich bin nicht beleidigt“, sagt die 51-Jährige als Reaktion auf den Behörden-Stopp. Statt der Kunst – ein Mix aus Zeichnung, Schnipseln und Text – prangt auf großen Plakatwänden am Rembertikreisel nun Weißfläche. Wenn der Zyklus „6x6=36“ am 1. November doch öffentlich geklebt wird, unterzeichnet statt des Kultursenators eine „Hanseatische Kulturkammer“. Die gibt es zwar nicht. „Aber vielleicht bräuchten wir sie“, sagt schelmisch Schleising.

Erfinderisch und assoziativ will sie Menschen an Ur-Sehnsüchte erinnern. „In bestimmten Zusammenhängen wird das explosiv“, sagt sie lachend. „Geplant war das nicht.“ Vor Monaten hatte sie ihre Projektidee für eine Ausschreibung eingereicht – und aus 80 Bewerbungen als eine von sieben KünstlerInnen den Zuschlag bekommen. „Dem Senator war das nicht vorgelegt worden“, sagt dazu nur dessen Sprecher. „Deshalb die Änderungen.“ ede