heute in Bremen
: „Keine HurenhasserInnen“

PODIUMSDISKUSSION Eine Gruppe innerhalb der Linkspartei fordert ein Ende der Prostitution

Thea Kleinert

Foto: Linkspartei

49, Sozialpädagogin und im KV Links-der-Weser der Linkspartei aktiv. Sie beschäftigt sich seit 2009 mit dem Thema Prostitution.

taz: Frau Kleinert, sollte Sexarbeit wieder verboten werden?

Thea Kleinert: Nein, Prostitution können wir nicht verbieten. Aber wir sind dafür, sie abzuschaffen.

Warum?

Prostitution ist Ausdruck patriarchaler und ausbeuterischer Strukturen. Existenznot und Armut sind die Ursachen, die in die Prostitution führen.

Fallen Sie mit Ihrer Position nicht hinter die Liberalisierungs-Debatte zurück, in dem sie Sexarbeit als sittenwidrig stigmatisieren?

Wir kriminalisieren nicht und wir sind keine „HurenhasserInnen“. Uns geht es um das System der Prostitution. Die Liberalisierungsdebatte wird angeführt von den Lobbyisten der „Sexbranche“. Das sind die, die sich an den Prostituierten bereichern. Sie wollten Prostitution salonfähig machen und alle Regeln zum Schutz der Prostituierten abschaffen. Auch der Begriff „Sexarbeit“ ist problematisch.

Inwiefern?

Es ist eine Kommunikationsstrategie aus der Branche, das Wort

Prostitution durch Sexarbeit zu ersetzen. Es verschleiert die Wirklichkeit, dass Menschen gezwungen sind, ihren Körper zu verkaufen und andere damit massenhaft Gewinne machen.

Gewinn macht man auch in anderen Branchen…

Wir sind als Die Linke generell gegen Ausbeutung. Dass der menschliche Körper und die menschliche Sexualität kapitalistisch verwertet werden, ist die unterste Schublade der Ausbeutung.

Das ist eine Position, mit der Sie in Opposition zu vielen Ihrer GenossInnen in der Linkspartei stehen.

Genau. Der innerparteiliche Diskurs ist auch der Anlass für unsere Veranstaltung. Es gibt eine Kampagne „Linke für eine Welt ohne Prostitution“. Entstanden ist sie im Zusammenhang mit dem Prostitutionsschutzgesetz. Eine explizite Parteiposition gibt es noch nicht.

Was unterscheidet Sie von konservativen Positionen?

Unser Ansatz kommt aus links-feministischer Perspektive. Es geht uns um die Erstreitung von Frauenrechten, die Gleichberechtigung. Ein weiterer großer Unterschied ist, dass es uns um die Überwindung der gesellschaftlichen Verhältnisse geht, die Prostitution erst entstehen lassen. Interview: jpb

19 Uhr, „Kuss Rosa“, Buntentorsteinweg 143