Der Kampf der Elefanten

Lage Die politische Elite, im Südsudan als Elefanten bezeichnet, führt Krieg, während die Bevölkerung Hunger leidet

NAIROBI taz | Ein afrikanisches Sprichwort lautet: Wenn Elefanten sich streiten, leidet das Gras. Im südsudanesischen Kontext sind die Elefanten die politische Elite, das Gras ist die Bevölkerung. Der wiederaufgeflammte Krieg im jüngsten Staat der Welt macht die Lage der Bevölkerung noch schlimmer, als sie ohnehin schon war.

Die Hälfte der ungefähr 11 Millionen Südsudanesen leidet Hunger. Mehr als 2 Millionen Menschen sind in Flüchtlingslager im Land geflohen oder über die Grenze in Nachbarländer. Die Wirtschaft ist kaputt. Landwirtschaft wird kaum betrieben, weil Bauern ebenfalls geflohen sind oder es lange zu gefährlich war, auf dem Acker zu arbeiten. Die Inflationsrate liegt bei rund 300 Prozent, es ist die weltweit höchste.

Die aktuellen Kämpfe hindern Hilfsorganisationen daran, ihre Arbeit zu tun. Zwar finden die schwersten Kämpfe in der Hauptstadt Juba statt, aber auch in dem nördlichen Städtchen Wau wie auch in dem Ort Torit im Süden wird geschossen. Es scheint, dass der Krieg sich auf mehrere Teile des Landes ausdehnt.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte, die Kämpfe zeigten, dass weder Präsident Salva Kiir noch Vizepräsident Riek Machar im Friedensprozess engagiert seien. „Es ist Verrat an der Bevölkerung von Südsudan, die seit Dezember 2013 unbeschreibliche Grausamkeiten erlebt hat.“

Auch verschiedene Menschenrechtsorganisationen berichten von solchen Grausamkeiten. Viele dringen darauf, die afrikanischen Politiker wegen Kriegsverbrechen anzuklagen. Vergewaltigung scheint auf beiden Seiten gängige Praxis gewesen zu sein. Der Krieg ist eher durch Angriffe auf Bürger als durch direkte Konfrontationen zwischen den bewaffneten Gruppen gekennzeichnet.

Südsudanesen in Juba haben derzeit kaum Kontakt zur Außenwelt. Die Telefone funktionieren selten. Nur diejenigen mit Wi-Fi können kommunizieren. Der UN-Mitarbeiter Victor Lugala schreibt: „Ich muss gebückt durchs Zimmer kriechen, um nicht womöglich eine Kugel anzubekommen. Ich sitze oder liege auf dem Flur im Badezimmer.“

Einwohner der Stadt, ob Südsudanesen oder Ausländer, können nicht fliehen. Der Flughafen ist geschlossen, und auch dort gibt es viele Kämpfe. Straßen in Richtung von Nachbarländern sind auch zu gefährlich. Die Journalistin Lucy Poni beschreibt die Lage so: „Wie Ratten sind wir eingeschlossen.“ Ilona Eveleens