Zusammenschluss Bayer und Monsanto: Die große Übernahme

Was bedeutet die Fusion für die Pflanzenvielfalt? Umweltschützer fordern, den Zusammenschluss der Agrarchemiekonzerne zu verhindern.

Vor dem Logo auf einer Wand der Firma Bayer wächst ein Baum

Oh, da wächst noch was Foto: ap

BERLIN taz/dpa | Der deutsche Chemiekonzern Bayer kauft den US-Konkurrenten Monsanto für knapp 59 Milliarden Euro – und könnte damit größter Saatgut- und Pestizidhersteller weltweit werden. Am Mittwoch unterzeichneten beide Firmen eine bindende Fusionsvereinbarung, wie sie in einer gemeinsamen Erklärung mitteilten.

Zuvor hatte das Leverkusener Unternehmen sein Angebot noch einmal leicht auf rund 128 US-Dollar je Monsanto-Aktie erhöht. Bayer erwartet durch die Fusion Synergieeffekte in Milliardenhöhe und will noch stärker vom Wachstum des Agrarsektors profitieren. Finanziert werden soll der Kauf teilweise durch eine Kapitalerhöhung.

Noch nie zuvor hat ein deutscher Konzern eine so große Übernahme gewagt. Sie ist umstritten: Monsanto steht in Europa seit Jahren wegen seiner gentechnisch veränderten Pflanzen in der Kritik. Außerdem vertreibt die US-Firma den Unkrautvernichter Glyphosat, der im Verdacht steht, Krebs zu erregen. Zudem steigt mit der Fusion die Konzentration auf dem Weltagrarchemiemarkt weiter. Schon jetzt wird dieser nur von einer Handvoll Unternehmen dominiert. Bayer und Monsanto kommen zusammen auf 28 Prozent des internationalen Geschäfts mit Saatgut und Pestiziden.

Der Zusammenschluss steht noch unter Vorbehalt: Er bedarf der Zustimmung der Monsanto-Aktionäre und der Regulierungsbehörden. Mit dem Abschluss der Transaktion rechnen die beiden Konzerne bis Ende 2017. Für den Fall, dass die notwendigen Kartellfreigaben doch nicht erteilt werden sollten, hat sich Bayer zur Zahlung von 2 Milliarden Dollar an Monsanto verpflichtet.

Grüne sorgen sich

„Die Kartellbehörden in Europa und den Vereinigten Staaten müssen diesen Deal verhindern. Im Sinne der Vielfalt, der Umwelt, der Bauern und der Verbraucher“, forderten die Grünen-Politiker Anton Hofreiter und Katharina Dröge. „Wenn sie die Fusion mit dem Argument durchwinken, dass beide Konzerne auf unterschiedlichen Märkten aktiv sind, müssen wir diskutieren, ob das Kartellrecht verschärft werden muss.“

Mit „ein paar kleinen Auflagen“ – etwa der, sich vom Baumwollgeschäft zu trennen oder einige Pestizide zu verkaufen –, sei es nicht getan, erklärte die Initiative „Coordination gegen Bayer-Gefahren“. Unter anderem, weil diese Teile der Konkurrent BASF übernehmen könnte, der ebenfalls bereits jetzt zu den großen Playern zählt. Bei Gentechnikpflanzen hätten Monsanto und Bayer mit zusammen weit über 90 Prozent Marktanteil sogar „eine klare Monopolstellung“.

„Auch die Auswirkungen auf die Arbeitsplätze und die Steuerzahlungen hat die Politik zu berücksichtigen“, stellen die Aktivisten fest. Es dürfe keinesfalls dazu kommen, dass Bayer die Akquisition von der Steuer absetze und Standort-Städte wie Leverkusen so noch stärker in die Miesen gerieten. Etwaige Versuche des Unternehmens, die mit dem Deal verbundenen Schulden durch Arbeitsplatzvernichtungen oder Rationalisierungsmaßnahmen abzubauen, gelte es auszuschließen.

Zuletzt hatten die US-Behörden die geplante Milliarden-Übernahme des Schweizer Agrarchemie-Konzerns Syngenta durch das chinesische Staatsunternehmen ChemChina genehmigt. Im vorigen Dezember hatten außerdem Dow Chemical und Dupont verkündet, über einen Zusammenschluss zu verhandeln.

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