Kurzkritik: Elisabeth Nöfer über „French Gray“
: Simpel, aber spürbar

Refugees not wanted“ steht an der Tür auf der Bühne. Für die geflüchtete syrische Frau ist sie jedoch der Eingang zu ihrem Zufluchtsraum. In ihrem Exil in Istanbul liest sie über die französische Königin Marie Antoinette und identifiziert sich mit der Frau, die ihre Noblesse bis zur Hinrichtung nicht verloren haben soll. Die Königin tritt als stolze Verurteilte selbst auf, gefangen hinter der verschlossene Kerkertür.

Zwischen diesen Polen bewegt sich die Solo-Performance „The Re-Imagining of French Gray by The Displaced Woman“ in der Shakespeare Company, gespielt und geschrieben von Elizabeth Huffman. Vorlage der Adaption ist ein Stück von 1967 über die Ungerechtigkeit zwischen Arm und Reich. Auch in der aktuellen Version sind die Metaphern einfach: Eine Kerze auf dem Tisch symbolisiert Hoffnung, ein gerahmtes Foto zeigt die vermissten Kinder.

Huffman spielt normalerweise im „Chain Reaction Theatre“ mit jungen Menschen als Training gegen Diskriminierung und Ausgrenzung. In „French Gray“ zeigt sich das Erzieherische, wenn die syrische Protagonistin die ZuschauerInnen der ersten Reihe um einen Zufluchtsort anfleht. Die gucken ratlos und betroffen zurück.

Auf der Bühne ist die Gestik Huffmans operettenhaft, die Musik etwas zu melodramatisch. Licht und Sound sind technisch gelungen, ergänzen die Solodarstellung aber auch dann, wenn die Fantasie der ZuschauerInnen vermeintlich nicht ausreicht. So knirscht und plumpst der Kopf der französischen Königin bei der Hinrichtung, das ist in seiner Bildlichkeit fast komisch.

Das Stück fesselt dann, wenn Huffman das Einzelschicksal der reichen Kunsthändlergattin aus Syrien erzählt, die von den politischen Ereignissen mitgerissen wird. Die Frauenpower von Marie Antoinette gibt ihr den Willen zum Weitermachen.

Im Publikumsgespräch meldet sich eine aus Syrien Geflüchtete: Das Schicksal der Protagonistin habe sie sehr bewegt. Die einfachen Bilder, die Dramatik: Vielleicht braucht es das, um die Grausamkeit des Bürgerkriegs spürbarer zu machen.

Samstag, 19.30 Uhr, Theater am Leibnitzplatz