LESERINNENBRIEFE
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die tageszeitung | Rudi-Dutschke-Str. 23 | 10969 Berlin | briefe@taz.de | www.taz.de/zeitungDie Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor. Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.

Einfach mal Rad fahren

betr.: „Geisel fährt ab“, taz.de vom 22. 11. 16

das ist einem berliner schon klar, dass die zuständigen verkehrspolitiker immer nur in ihrer eigenen paralleluniversumsblase leben. aber wenn der zeitung lesende, auto fahrende noch-verkehrssenator geisel gern noch mal zum ausdruck bringen möchte, dass er angst hat, man könnte als verkehrsteilnehmer in berlin den autoverkehr glatt vergessen: hut ab vor so viel schwachsinn! kleiner tipp, herr geisel: fahren sie einfach mal mit dem rad durch berlin, ganz egal wo, dann wird ihnen bewusst werden, dass man bis heute den autoverkehr alles andere als vergessen, sondern immer nur und ausnahmslos an genau diesen und nämlich auch an nichts anderes gedacht hat. es wird höchste zeit, dass sie abgelöst werden, von einer person, die sich mit urbanistik und verkehr auskennt und nicht nur ihre entscheidungen mittels morgendlicher zeitungsvibes trifft, sondern sich zum beispiel auf einfache daten des statistischen bundesamtes stützt. geht’s noch, spd? THE REAL GÜNNI, taz.de

Unglaublicher Skandal

betr.: „Eine ernüchternde Situation“, taz vom 14. 11. 16

Danke für den informativen und einfühlsamen Artikel von Anna Klöpper! Es ist doch ein unglaublicher sozialer Skandal, wenn in einem so wohlsituierten Land wie unserem ein Teil der SchülerInnen vor den Augen der wohlsituierten Kinder vom Mittagessen ausgeschlossen wird, nur weil ihre Eltern den einen Euro dafür nicht erübrigen. Es zeigt, dass vielen Menschen der „Mitte“ in unserer Gesellschaft offenbar jegliche Empathie abgeht dafür, dass andere Menschen weniger oder fast gar nichts haben. Sofort wird moralisch argumentiert, statt sich zu überlegen, wieso die Menge der Hartz-IV-Empfänger, die die Lebensmittel der Tafeln in Anspruch nehmen (müssen), ständig zunimmt, weil das Essensgeld viel zu knapp bemessen ist und bis Monatsende nicht reicht.

Wer das frühere Sozialhilferecht und dann die Abwärtsentwicklung zu Hartz IV kennt, wundert sich darüber nicht: Herr Schneider, Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, und der jetzt von der Linken nominierte Bundespräsidentschaftskandidat und Armutsforscher Butterwegge gehören zu den ganz wenigen Stimmen, die schon bei Beginn von Hartz IV 2005 darauf hinwiesen, dass der Regelsatz mit 19 Prozent unterfinanziert war und dass diese Entwicklung – immer so weiter – verheerend ist.

Ein Aufruf an alle Schulämter und die Eltern, die dazu in der Lage sind: Bitte gründen Sie einen Essensgeldfonds, der es allen Kindern ermöglicht, ein regelmäßiges Mittagessen in der Schule zu erhalten! Das muss einfach möglich sein.

Machen Sie sich bitte sachkundig, auch darüber, dass genau den bedürftigsten Eltern das Kindergeld bei Hartz IV wieder abgezogen wird, während alle Gut- und Reichlichverdienenden es selbstverständlich erhalten.

Im Übrigen: Die Zeit und das Geld, die in die offensichtlich ganz unergiebige Verfolgung der nicht zahlenden Eltern gesteckt werden, könnten für ebendiesen Essensfonds sehr viel sinnvoller genutzt werden. FRIDBURG THIELE,Berlin

Gesprächsbereit und nett

betr.: „Fraenkelufer. Nicht alles, was ist, ist gut,taz.de vom 21. 11. 16

Nachdem ich allgemein nur die Position des Bezirksamtes gelesen habe, hat mich schon interessiert was diese furchtbar konservativen, autoliebenden, besserverdiener vom Fränkelufer den da so wollen. Immerhin regen sie sich ja seit Jahren auf und machen eine Menge Wirbel.

Am Sonntag habe ich mir die Mühe gemacht und bin vor Ort gewesen. Sehr überrascht war ich von den sehr angenehmen Menschen die ich getroffen habe. Alle Radfahrer, Ökofreaks, ehemaligen grünen Wähler. Sehr gesprächsbereit und nett. Die Forderungen durchaus nachvollziehbar und gar nicht altbacken konservativ.

Wo ich schon mal vor Ort war, habe ich mir auch im weiteren Verlauf das vollendete Werk des Stadtplaners Handke angeschaut. Entsetzt stellte ich fest, das die Liegewiese am Ufer des Böcklerparkabschnittes komplett entfernt wrden ist.

Gerade diese Naherholungsfläche war mir persönlich immer wichtig. Wenn sich im Urbanhafen auf der Wiese die Leute mal wieder stapeln, bin ich gerne dorthin ausgewichen und den kühlen Schatten dort genossen.

Nun gibt es zwei parallel verlaufende Wege – der eine gepflastert, der andere planiert mit Betoneinfassung, das Grün ist komplett weg, außer den paar großen Bäumen.

Behutsam saniert ist anders, gelungene Umgestaltung auch. BIENE, taz.de