Blamieren und verdienenam BER

ReibachNicht alle stöhnen über den Pleiteflughafen. Wo immer wieder umgebaut wird, klingelt bei den Bauunternehmen ständig die Kasse. Bauherren und Firmen schieben sich gegenseitig die Schuld zu

Blamieren und verdienen – das sind die Pole, zwischen denen viele Unternehmen auf der Dauerbaustelle für den drittgrößten deutschen Airport seit Jahren pendeln. Der BER ist für sie kein Ruhmesblatt, aber er bringt auch gutes Geld. Seit dem ersten Spatenstich sind die Kosten von 2 auf mindestens 6,5 Milliarden Euro gestiegen – größtenteils Geld des Steuerzahlers oder Kredite, die im schlimmsten Fall die öffentliche Hand tilgen muss. Viele verdienen daran, darunter namhafte Konzerne.

Offenbar läuft es auf der Baustelle noch immer nicht rund. Als neulich bekannt wurde, dass es auch 2017 nichts mehr wird mit der Flughafeneröffnung, weil sich gut 1.100 Türen im Terminal nicht ordentlich elektronisch schließen lassen, gab Flughafenchef Karsten Mühlenfeld Bosch die Schuld. Das Unternehmen habe nicht genug Leute auf die Baustelle gebracht.

Der Konzern hingegen spielt den Schwarzen Peter zurück. Man habe stets alle vertraglichen Leistungspflichten erfüllt. Wenn etwas nicht fertig wurde, dann weil bauliche Vorleistungen oder Pläne fehlten oder weil sich die Vorgaben kurzfristig änderten, ließ Bosch in einer seiner seltenen Stellungnahmen wissen. Meist halten sich die Firmen zum Flughafen bedeckt. Öffentlich gewinnt man mit dem Thema keinen Blumentopf.

Öffentlich Druck erhöhen

Am Montag erst bestellte der Flughafen-Aufsichtsratchef, Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), deshalb Bosch und Caverion ins Rote Rathaus. Das Licht der Öffentlichkeit soll den Druck erhöhen. Doch so eine Baukonferenz gab es letztes Jahr schon.

Und als am Montag Bosch und Caverion das Rathaus verließen, hieß es erneut: Die Baufirmen würden nicht ausreichend koordiniert, die Abstimmung müsse verbessert werden – gut sechs Jahre nach dem ersten Eröffnungstermin für den Flughafen. Bosch hilft nun dem Airport bei der Koordination. Und auf Nachfrage sagt Müller: „Es ist klar, dass zusätzliche Aufgaben auch zusätzlich vergütet werden.“

Besonders gegenüber den großen Baufirmen sitzt die Flughafengesellschaft an einem denkbar kurzen Hebel, ein leitender Angestellter sprach öffentlich schon von „Erpressungssituationen“. Dafür gibt es zwei Gründe: Weil kein Flughafen wie der andere ist, kann der Auftraggeber die Baufirmen nicht einfach vom Hof jagen, wenn er mit ihnen unzufrieden ist. Selbst wenn sich Ersatz fände, bräuchten die neuen Auftragnehmer Ewigkeiten, um sich einzuarbeiten.

Und der Flughafen hat vertraglich wenig Druckmittel. Seit der erste Eröffnungstermin geplatzt ist, das Projekt vom Neubau zur Sanierung wurde, werden die Firmen auf Stundenbasis angefordert – ohne Fristen und damit ohne große Möglichkeiten für Vertragsstrafen. „Wenn die einmal aus dem Termin raus sind, begeben sie sich nicht mehr rein“, klagte Technikchef Jörg Marks bei seinem jüngsten Presserundgang im Terminal. Bis 2014 war Marks selbst Manager bei Siemens in Berlin.

Kostet 17 Mio – monatlich

Der leere Flughafen verschlingt jeden Monat 17 Millionen Euro an „Betriebskosten“. Zudem fehlen eingeplante Mieteinnahmen von 13 bis 14 Millionen Euro. Je länger die Verspätung, desto teurer wird es.

Burkhard Fraune (dpa)