Armee in Bremen nicht sicher

Brand Trotz Bekennerbriefs: Ob sich das Bundeswehr-Auto am Zollamt selbst entzündet hat oder ein Brandanschlag vorliegt, ist laut Ermittlern noch unklar

Verbrannter Bundeswehr-LKW in Hemelingen im Oktober 2016 Foto: Ingo Wagner/dpa

von Benno Schirrmeister

Nachdem beim Hauptzollamt in der Nacht zu Mittwoch ein Bundeswehr-Auto in Flammen aufgegangen ist, liegt nun ein Bekennerschreiben vor. In dem rühmt sich eine „Aktionsgruppe Bundeswehr Fahrzeuge interessieren uns brennend“, das Feuer gelegt zu haben, um gegen den G20-Gipfel im Frühjahr in Hamburg zu protestieren. „Uns überrascht das nicht“, kommentierte der Chef des Bremer Verfassungsschutzes, Dierk Schittkows­ki, gestern auf Nachfrage.

Jedoch sei eine „Aktionsgruppe Bundeswehrfahreuge“ bislang nicht bekannt. Auch könne man nicht sicher sein, ob diejenigen, die sich der Tat bezichtigen, sie auch ausgeführt hätten. „Ich glaube aber nicht an eine Selbstentzündung des Autos“, so der Verfassungsschützer. Schon jetzt werde der G20-Gipfel „vermehrt zum Anlass für Aktivitäten im gesamten norddeutschen Raum“ genommen. „Wir gehen davon aus, dass das noch zunimmt“, so Schittkowski. „Hamburg ist nicht weit weg von Bremen.“

Polizei und Staatsanwaltschaft prüfen noch die Stichhaltigkeit des Bekennerschreibens. Veröffentlicht worden war es auf der linken Online-Plattform indymedia.org bereits 14 Stunden nach der Tat, knapp fünf Stunden nach der Polizeimeldung. Über die geht es in einigen Details hinaus. So präzisieren die VerfasserInnen, beim Anschlagsziel habe es sich um das „Beratungsbüro für eine Karriere bei der Bundeswehr“ gehandelt.

Dass sich das im Gebäude des Zollamts in der eher abgelegenen Großen Sortilienstraße befindet, ist zwar kein Geheimwissen, aber auch nicht jedem geläufig. Auch dass sich beide denselben Parkplatz teilen und der abgeschlossen ist, war bis dahin nicht erwähnt worden.

Mindestens ungewöhnlich genaue Ortskenntnis verraten insofern die AutorInnen des Selbstbezichtigungstexts, wenn sie schreiben: „Wir überwanden den Zaun zum Parkplatz, auf dem wir ein Fahrzeug der Bundeswehr vorfanden.“ Den „unterm Arm“ mitgeführten Brandsatz habe man sodann schnell gezündet und „unters Auto“ gelegt, heißt es weiter. „Danach schlugen wir pfeifend mit einem Lächeln auf den Lippen den Rückweg ein und verschwanden in die Nacht….“

Darüber, ob ein Brandsatz verwendet wurde, gab es gestern seitens der Polizei und der Staatsanwaltschaft noch keine Auskunft. Das Fahrzeug war allerdings laut Landeskommando Bremen der Bundeswehr „das ganz normale Dienstfahrzeug des Karrierebüros und als solches Teil des Bundeswehrfuhrparks“. Entsprechend sei es auch „gemäß den Regularien gewartet“ worden, so die Information.

„Ich glaube nicht an eine Selbst-entzündung“

Dierk Schittkowski, Verfassungsschutz-Chef

Zwar gibt es mitunter Selbstentzündungen von Autos – Statistiken erwähnen etwas mehr als 8.000 Fälle jährlich in Deutschland – da „würde ich aber zunächst auf Bastler-Autos tippen“, sagt Detlef Delinkat, Techniker beim ADAC Weser-Ems in Bremen. Wenn unsachgemäß im Kabelbaum manipuliert worden sei, könne es schon mal einen Kurzschluss geben. Aber „wir hier haben darüber gar keine Erhebungen“, sagt er der taz auf Nachfrage. „Bei einem professionell gewarteten Fuhrpark können Sie das so gut wie ausschließen.“

Das Selbstbezichtigungsschreiben will den Autobrand in den Kontext eines „Anarchistischen Aufrufs gegen das G20 Treffen in Hamburg“ stellen. Man habe nur „die Zielauswahl“ erweitert, heißt es. Bereits im Herbst hatte es einen schwerwiegenden Anschlag auf den Bundeswehrfuhrpark gegeben: Ende Oktober waren 18 militärische Einsatzfahrzeuge mit Sonderausstattung auf dem Gelände einer Rüstungsfirma in Hemelingen verbrannt. Auch dabei wurden keine Personen verletzt.

Es war jedoch zu Sachschaden von 15 Millionen Euro gekommen. Außer dem Nachweis, dass es sich um Brandstiftung gehandelt hat, blieben die Ermittlungen in diesem Fall bislang ergebnislos. Ein Bekennerbrief fehlt – auch wenn die Tat auf linksradikalen Websites Applaus geerntet hat. „Sie können mir glauben“, so Schittkowski: „Wenn wir hier Erkenntnisse hätten, hätten wir sie veröffentlicht.“