LeserInnenbriefe
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In die Holzkiste verbannt

betr.: „Zu viel Plastik geschnuppert“, taz vom 28. 2. 17

Liebe Laila Oudray, als Mädchen in den 1960ern wollte ich schon nicht am Plastik schnuppern und verbannte die mir zugedachten Puppen in eine Holzkiste. Ich sorgte mich um die grässlichen Kleidungsstücke, die ich wohl später tragen müsste, gab es für Erwachsene doch keine vernünftigen Klamotten. In der Hinsicht hat immerhin die Zeit für mich gearbeitet und neben dem unsäglichen Zeug, das es nach wie vor gibt, auch eine textile Option für mich hervorgebracht. Ein Danke für Ihren Beitrag – und eine Bitte: Auch der Papi freut sich über einen Staubfänger! PETRA GROSSE-STOLTENBERG, Hattingen

IGeL-Marketing

betr.: „Sinnvolle Leistungen vorenthalten“, taz-Leserbrief vom 22. 2. 17

Ihr Leser Herr Nettelstroth aus Falkensee bemerkt zu dem Bericht über die IGeL-Leistungen: „Ich wüsste doch gerne, was zum Beispiel die Unabhängige Patientenberatung dazu sagt.“ Tatsächlich sehen wir, ganz im Einklang mit dem taz-Bericht, auch nur einen sehr begrenzten oder leider auch gar keinen Nutzen vieler Selbstzahlerleistungen. Diese Angebote sind – bis auf wenige Ausnahmen – wissenschaftlich nicht nachgewiesene oder umstrittene Verfahren, die im ungünstigsten Falle auch schaden können. Im Einzelfall sinnvolle Angebote wie reisemedizinische Impfungen sind auf Grundlage gesetzlicher Vorgaben vom Leistungskatalog ausgeschlossen. Interessant ist auch, dass bei Leistungen mit tendenziell positiver Bewertung teils die Kassen, nicht die Ärzte, selbst beantragt haben, diese in den Leistungskatalog aufzunehmen. Bei IGeL wird, das ist auch unser Eindruck, mitunter mehr der Konsument als der Patient angesprochen. Solange das so ist, sind Patienten gut beraten, sich im Zweifelsfall Bedenkzeit zu erbitten und weiteren Rat einzuholen.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Kassen in ganz anderer Hinsicht von den im IGeL-Monitor nach unserem Eindruck sehr nachvollziehbaren Bewertungskriterien für evidenzbasierte Medizin abweichen und durch die Hintertür Leistungen mit wissenschaftlich umstrittener Wirkung – vermutlich aus Marketinggründen – in ihren Katalog aufnehmen. JOHANNES SCHENKEL, Ärztlicher Leiter Unabhängige Patientenberatung Deutschland

Großartigkeit und Selbstliebe

betr.: „Keine Diagnose durch die Hose“, taz vom 24. 2. 17

Die narzisstische Persönlichkeitsstörung wird im amerikanischen Diagnoseschlüssel in DSM4/5 so beschrieben: Ein tiefgreifendes Muster von Großartigkeit/Selbstliebe (in Fantasie und Verhalten). Das Bedürfnis nach überlegener Bewunderung von seinen Anhängern aufrechtzuerhalten, aber auch dem ganzen amerikanischen Volk zu erlangen.

Auch in Deutschland taucht im ICD 10 Schlüsselsystem diese Störung unter F 60 auf als eine anerkannte Krankheit, deren Behandlungskosten durch die Krankenkassen erstattet werden.

Narzissmus passt in keine Hose mehr rein und ist oberhalb der Gürtellinie angesiedelt.

THOMAS BARTSCH-HAUSCHILD, Hamburg

Törichte Thesen

betr.: „Es ist immer auch Sprachpolitik“, taz vom 25. 2. 17

Vielleicht sollten Professoren, wenn sie ihre törichten Thesen veröffentlichen, auch immer gleich ihre Einkünfte offenlegen, damit man verstehen kann, warum die soziale Frage für unwichtig gehalten wird.

Da hat mal einer geschrieben, „das gesellschaftliche Sein bestimmt das Bewusstsein“. Aber der ist ja längst überholt.

In dem Artikel des Professors für Politikwissenschaft gibt es eine unglückliche Verkehrung der Ereignisse. Seit vielen Jahren wird die soziale Gerechtigkeit zugunsten der Antidiskriminierungspolitik vernachlässigt und nicht umgekehrt. Das kostet weniger oder gar nichts und verlangt nicht nach Abstrichen bei Professorengehältern. MANFRED SCHULZ, Frankfurt am Main