Portrait
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Manuela Schwesig: zu Höherem berufen? Foto: ap

Ministerin macht Mut

Sie redet gefühlte zwei Stunden. Über ungleich verteilten Lohn, über Pflegejobs und Sorgearbeit, über gläserne Decken und Gewalt in der Partnerschaft. Darüber, dass Frauenrechte Menschenrechte sind. Heute in Deutschland eine Frau zu sein ist noch immer nicht ganz leicht – so könnte man die Worte von Frauenministerin Manuela Schwesig (SPD) am Dienstagabend bei einem Empfang zum Weltfrauentag im Deutschen Historischen Museum in Berlin zusammenfassen.

Die Rede und die Ministerin sind kämpferisch: Es ist noch viel zu tun, packen wir es an. Manchmal wird Schwesig ungewohnt laut, sie ruft Sätze wie „Gleichberechtigung geht nur mit den Männern. Und ich bin froh, dass es viele moderne Männer gibt“ in den übervollen Innenhof. Mal senkt sie ihre Stimme und wird emotional, wenn sie laut darüber nachdenkt, ob es ihrer kleinen Tochter Julia später als Frau mal gut gehen wird.

Das gefällt denen, die da sind, gut. Als Schwesig endet, rauscht ein Jubel durch die Menge, Standing Ovations.

Twitter läuft sich heiß. „Fulminante Rede von @ManuelaSchwesig zum #ITF17“, schreibt Elke Ferner, parlamentarische Staatssekretärin im Schwesig-Haus. Andere schicken Selfies mit sich und der Ministerin über den Kurznachrichtendienst in die Welt. „Gelungener Abend“, schreiben manche.

Was war das? Eine Rede zum Frauentag, wie man sie von einer Frauenministerin erwartet? Oder präsentiert sich hier eine, die sich zu Höherem berufen fühlt? Die sich als SPD-Kanzlerkandidatin nach dem SPD-Kanzlerkandidaten empfiehlt?

Der Abend, der dem Frauentag gewidmet ist, ist auch eine Werbeshow für die Frauenministerin. Ihre Botschaft: Es ist nicht alles schlecht für Frauen in Deutschland und erst recht nicht, seit ich am Ruder bin: Quotengesetz, Nein heißt Nein im Sexualstrafrecht, Familienpflegezeit, Elterngeld Plus – das gibt es nur mit mir. Kritik daran („nicht weitreichend genug“) fängt sie ein: Alles step by step.

Zurück bleibt das gemischte Gefühl von Personenkult und einem Engagement, wie man es schon lange nicht mehr erlebt hat im Frauenministerium.

Simone Schmollack

Inland SEITE 6