Saarland

Für die Union ist die Wahl ein Triumph: Sie sei ein guter Probelauf für die Bundestagswahl gewesen, heißt es

Portrait
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Josef Dörr, Chef der dreiköpfigen AfD-Fraktion im Saarland Foto: dpa

Ein rechter Alterspräsident

Kurz vor seinem 80. Geburtstag hat es Josef Dörr doch noch geschafft. Zuvor hatte sich der umstrittene saarländische AfD-Landesvorsitzende schon bei der CDU und sogar bei den Grünen versucht. Als ältester der 51 gewählten Abgeordneten wird er nun die nächste Legislaturperiode mit einer Rede im Landtag eröffnen dürfen.

Bei dieser Vorstellung gruselt es die, die Dörr „die Altparteien“ nennt. Der pensionierte Lehrer, der seit Montag auch Vorsitzender der dreiköpfigen saarländischen AfD-Fraktion ist, bezeichnet sich zwar als einen überzeugten Europäer. Er beherrsche mehrere Sprachen, seine Kinder hätten von Anfang an Deutsch und Französisch gesprochen, sagt er. Doch die AfD hat auch im Saarland darauf gesetzt, Ressentiments gegen Ausländer und Flüchtlinge zu schüren.

Kontakt zu rechtsextremen Splittergruppen

Die Europäische Union nennt Dörr ein „gescheitertes sozialistisches Experiment“, den SPD-Hoffnungsträger Martin Schulz ein „Symbol des Scheiterns“. Selbst der AfD-Bundesspitze gingen die Kooperationsbemühungen zwischen Dörr und seinem Landesverband mit rechtsextremen Splittergruppen wie der „Freien Bürger Union“, den „Pfälzer Spaziergängern“, der Sagesa und mit NPD-Funktionären zu weit.

Neben diesen Kontakten zu Rechtsextremisten hatte die Bundespartei Dörr bereits „monatelange Vetternwirtschaft“ und die „Manipulation von Mitgliederlisten“ vorgeworfen. Doch das Ausschlussverfahren gegen ihn war im Sande verlaufen. Auf dem Landesparteitag, bei dem sich Dörr nach seiner Absetzung erneut den Landesvorsitz sichern konnte, hatte er die AfD als „Bewegung“ bezeichnet.

„Wir spüren eine tiefe Glut in uns“, sagte Dörr bei dieser Gelegenheit. „Die Missstän­de in unserem Land sind der Wind, der diese Glut ent­facht. Die Flam­men wach­sen zu einem Flam­men­meer und schließlich zu einem Feuer­sturm. Der wird alles hin­wegfe­gen und ver­nicht­en, was schlecht ist.“

Die Reden des neuen saarländischen Alterspräsidenten klingen mitunter nach den schlechten alten Zeiten.

Christoph Schmidt-Lunau