Saarland

Der Schulz-Effekt wirkt – aber nicht so stark wie die SPD erhoffte. Im Saarland hat die CDU mit 10 Prozentpunkten Vorsprung die Nase vorn

Rot-Rot fehlt die Mehrheit

SPD und Linkspartei Die großen Hoffnungen waren trügerisch – in der Praxis konnte die SPD sie nicht bestätigen

„Wir sind nicht zufrieden“

Ralf Stegner, SPD

SAARBRÜCKEN taz | Beifall gibt es um 18 Uhr bei der SPD-Wahlparty nur, als die hohe Wahlbeteiligung bekannt wird. Lange Gesichter dagegen bei den rund fünfzig GenossInnen, als die ersten Prognosen über das schwache Abschneiden der SPD die Runde machen. Eigentlich wollten die Sozialdemokraten Anke Rehlinger als künftige Ministerpräsidentin feiern. Und dann diese Zahlen. „Das glaube ich erst mal nicht“, sagt einer. „Wir sagen nix, noch sind das nur Prognosen“, sagt ein anderer trotzig, die Umstehenden nicken.

Die Sozialdemokraten hatten für die vermeintliche Siegesfeier den zweitgrößten Saal des Saarbrücker Kongresszentrums gebucht. In der Halle sind rot illuminierte Luftballons verteilt, „Anke“ steht auf den Ballons und den Feuerzeugen, die überall ausliegen. „Die Party dauert bestimmt bis Mitternacht“, hatte einer der Genossen vorher gesagt, doch mit den Vorhersagen ist das so eine Sache.

Der Weg für SPD-Spitzenkandidatin Anke Rehlinger (SPD) als neue Ministerpräsidentin scheint verbaut, eine neue Große Koalition unter CDU-Führung wahrscheinlich. „Wir sind nicht zufrieden“, kommentierte SPD-Vize Ralf Stegner in Berlin. „Umfragen sind das eine, Wahlergebnisse das andere.“ Rehlinger hatte sich im Wahlkampf alle Bündnisoptionen offengelassen, allerdings ausdrücklich betont, ihr Verhältnis zu dem Linkspartei-Spitzenkandidaten Oskar Lafontaine sei „unvorbelastet und unverkrampft“.

Doch die Sozialdemokraten konnten den Schulz-Effekt, den die Umfragen erwarteten, nicht in der Praxis bestätigen. In den Umfragen zur Saarland-Wahl hatte die SPD lange deutlich hinter der CDU gelegen. Seit der Nominierung von Martin Schulz als Kanzlerkandidat sahen sie die Meinungsforschungsinstitute nur noch knapp hinter den Christdemokraten. Nun erwiesen sich die Umfragen als trügerisch.

Rehlinger hat bundespolitisch wenig Einfluss. „Ich bin nicht in die Politik gegangen, um die Welt auf den Kopf zu stellen, eher Nunkirchen oder Wadern, aber die gehören ja auch zur Welt“, hatte die Frankfurter Allgemeine Zeitungsie vor der Wahl zitiert. Ganz anders beim Spitzenkandidaten der Linkspartei, Oskar Lafontaine: In seinem Wahlkampfflyer warb er auch mit einem Zitat der New York Times(„Einer der umstrittensten Politiker Deutschlands, der die Partei Die Linke zu einer bundesweiten Erfolgsgeschichte gemacht hat“).

Dietmar-Bartsch, Fraktionschef der Linkspartei im Bundestag, redete die Verluste seiner Partei im Saarland klein: „13 Prozent in einem westdeutschen Bundesland sind klasse“, sagte er. Doch es ist das bisher schlechteste Ergebnis der Linken an der Saar: 2009 waren es 21,3 Prozent, bei den Neuwahlen 2012 immerhin noch 16,1 Prozent. Bartsch machte die SPD dafür verantwortlich, dass es für Rot-Rot nicht reicht: „Wenn man im September Merkel im Bund ablösen will, muss es konkret untersetzt werden“, sagte er im Hinblick auf den bisher vagen Gerechtigkeitswahlkampf des SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz.

Linken-Spitzenkandidat Lafontaine steht auch an der Saar für einen traditionssozialdemokratischen Kurs. Dennoch räumte er im Wahlkampf einen möglichen Streitpunkt mit der SPD geräuschlos zur Seite. Kurz nach Schließung der Wahllokale sah es so aus, als wäre das vergeblich gewesen Martin Reeh Christoph Schmidt-Lunau