Historie Ukraine, Spanien, Griechenland: Immer wieder zogen Linke und Liberale in Kriege, die nicht ihre waren
: „Die Heimat ist weit, doch wir sind bereit“

Radio in der Ukraine

Im Krieg in der Ostukraine kämpfen auch ausländische Freiwillige. Im Dezember 2014 kam Russell „Texas“ Bentley nach Donezk, um dort „gegen den Faschismus, der wieder sein hässliches Haupt in die Luft reckt, zu kämpfen und zu siegen“, schreibt er auf seiner Website. Von Januar bis Juni 2015 diente der US-Amerikaner bei Essence of Time, einer Gruppe, in der ausländische Aktivisten für die international nicht anerkannte Volksrepublik Donezk kämpfen. Jetzt widmet er sich mit dem Sender Radio Free Donbass dem „Informationskrieg“. Russell Bentley glaubt, der Donbass sei nur eine Front in einem globalen Krieg.

Sänger in Spanien

„Die Heimat ist weit, doch wir sind bereit. Vorwärts, marsch! Der Sieg ist unser Lohn!“, dichtete Paul Dessau in seinem Lied „Spaniens Himmel“ über den Bürgerkrieg 1936 bis 1939. Mehrere hundert Deutsche zogen mit der Internationalen Brigade in den Kampf gegen die Faschisten. Organisiert waren sie in der Thälmann-Kolonne, der viele Gruppierungen angehörten. Es gab etwa die Thälmann-Gruppe, das waren meist deutsche Juden, die in Spanien lebten. Sie zählte im August 1936 über 100 Menschen. Hinzu kamen Gruppen wie die XI. Internationale Brigade, in der auch Ernst Busch Mitglied war. Der tourte von März 1937 bis Juli 1938 durch Spaniens Krankenhäuser und sang Lieder, kämpfte aber nicht selbst. Sein Buch „Kampflieder der Internationalen Brigade“ machte Dessaus „Spa­niens Himmel“ bekannt.

Verteidiger der Antike

Im März 1821 revoltierten die Griechen nach mehr als 350 Jahren gegen die osmanische Herrschaft. Die Filiki Etairia, übersetzt „Freundschaftsgesellschaft“, hatte den Aufstand schon seit Jahren geplant. Ziel war eine moderne griechische Republik, der Slogan: „Freiheit oder Tod!“ Hilfe bekamen die Revolutionäre aus dem Ausland: Junge, gebildete Männer aus gutem Hause sahen sich als Bewahrer einer antiken Zivilisation und schlossen sich der Revolution an. Der britische Dichter Lord Byron übernahm 1923 das Kommando über 2.500 Männer. Ein Jahr später starb er. 1830 wurde Griechenland unabhängig. Es entstand allerdings eine Monarchie. Den Thron bestieg der Bayer König Otto. Auf eine Republik mussten die Griechen bis 1925 warten.

Karriere in Kolumbien

Als Alexandra Nariño ist die ­Niederländerin Tanja Nijmeijer bekannt geworden. 2002 hatte sie sich der kolumbianisches Guerilla-Organisation Farc angeschlossen und stieg schnell auf. Bis 2010 war sie die rechte Hand der Farc-Größe ­Vítor Suárez. Interpol sucht nach ihr. 2007 fanden kolumbianische Soldaten ihr Tagebuch: Sie schrieb von ihrer Begeisterung für ihre Organisation, aber auch über Zweifel und Ungleichheit innerhalb der Farc. Das niederländische Parlament diskutierte 2011, ihr die Staatsbürgerschaft zu entziehen, aber die Abgeordneten entschieden sich dagegen. Ein Jahr später war Nijmeijer Dolmetscherin bei den Friedensverhandlungen zwischen Farc und kolumbianischer Regierung in Oslo. Auch bei den Verhandlungen 2016 war sie dabei.

Revolutionär ohne Sieg

Ludwik Mierosławski war ein polnischer und europäischer Revolutionär und ein äußerst erfolgloser. An acht Revolutionen war er beteiligt, jede scheiterte. Zweimal wurde er zum Tode verurteilt und begnadigt. Er kämpfte in Polen und Posen, führte 1849 Revolutionäre für die Einigung Italiens an und war im gleichen Jahr in Baden aktiv: Als Oberbefehlshaber der Revolutionsarmee verteidigte er die Badische Republik gegen preußische Truppen. Ein Jahr lang führte er die Armee an, dann waren zu viele Schlachten verloren. Im Juli 1849 legt er den Oberbefehl nieder. 1861 kämpfte er dann noch mal in Italien. Das Magazin für Literatur des Auslandes fasste 1868 zusammen, was Gegner und Untergebene so alles über ihn sagten: Er sei leichtsinnig, geschwätzig und geldgierig. Außerdem fehle ihm Menschenkenntnis, sowie der Überblick, den Generäle bräuchten. Nach seiner letzten Schlacht im polnischen Januaraufstand und einem Ausschluss aus der Polnischen Demokratischen Gesellschaft in Paris wegen seiner intriganten Art, starb er 1878, verarmt und ohne einen Sieg.

Johannes Drosdowski