Wissenschaftim Widerstand

Wenn Donald Trump eines erreicht hat, dann dies:Seine Ignoranz bringt Forscher weltweit auf die Straße

Für die Freiheit der Wissenschaft

Deutschland Von Berlin bis Helgoland demonstrieren Wissenschaftler dagegen, dass Unwahrheiten zu Fakten erklärt werden

BERLIN taz | In Deutschland demonstrierten am Wochenende an insgesamt 22 Orten Wissenschaftler. In Berlin zählten die Organisatoren 11.000 Teilnehmer, in München waren es 4.500, gefolgt von Tübingen mit 2.700 und Frankfurt, Freiburg und Göttingen mit je 2.500. Sogar auf der Nordsee-Insel Helgoland stieg ein „March for Science“ mit 50 Mitarbeitern und Freunden aus dem dortigen Institut für Meeresforschung.

In Berlin betonte der Wissenschaftsjournalist und Fernsehmoderator Ranga Yogeshwar auf der Abschlusskundgebung, dass es sich beim March for Science in Deutschland „nicht um eine Veranstaltung der Wissenschaftsorganisationen von oben nach unten, sondern um eine Grassroot-Bewegung“ handele, die aus privatem Engagement für die Bewahrung wissenschaftlicher Freiheit entstanden sei.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagte, angesichts der weltweit zunehmenden Wissenschaftsfeindlichkeit habe Berlin „eine ganz besondere Verpflichtung, für die Freiheit einzustehen“. Der Berliner Senat solidarisiere sich mit verfolgten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und mit akademischen Institutionen, die in ihrer Existenz bedroht sind. „Deshalb stellen wir uns entschlossen gegen diejenigen, die die Freiheit der Wissenschaft aushöhlen und Unwahrheiten zu alternativen Fakten erheben“, sagte Müller.

Die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB), Jutta Allmendinger, kritisierte Entwicklungen in Ländern, in denen „wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse wie der Klimaforschung von der Politik ignoriert werden und wo die für die Wissenschaft so notwendige Internationalisierung eingeschränkt“ ist. Insbesondere „die Situation in Ungarn, in der Türkei und auch in den USA schwächt die Wissenschaft weltweit“, erklärte Allmendinger.

Die Initiatoren der deutschen Wissenschaftsmärsche, Claus Martin und Tanja Gabriele Baudson, zeigten sich mit der Resonanz sehr zufrieden: „Dass so viele am Samstag auf die Straße gegangen sind, zeigt uns, wie wichtig den Menschen hier in Deutschland die Freiheit der Wissenschaft ist.“ Das Momentum der Initiative wollen die beiden auf jeden Fall nutzen: „Wir haben über unsere Webseite www.marchforscience.de bereits viele Ideen erhalten, wie sich die Ziele des March for Science konkretisieren lassen.“ Manfred Ronzheimer