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Elektroautos rechnen sich noch nicht

Individualverkehr Trotz staatlicher Subventionen sind Elektroautos für Firmenkunden teurer als Benziner. Der Anschaffungspreis ist zu hoch

Hoffentlich nicht so laut wie ein Bobbycar: E-Audi für Kinder Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Von Richard Rother

BERLINtaz| Es könnte so einfach sein: Tagsüber fährt der Apothekenlieferdienst oder die Hauskrankenpflege mit einem schicken Elektroflitzer herum, und nachts wird das Fahrzeug wieder aufgeladen. Aber was bei der Post teilweise funktioniert, ist noch lange nicht in der Breite angekommen. Der Grund ist einfach: Es rechnet sich nicht. Das hat nun auch der Firmenwagen-Effizienztest 2017 ergeben, den die Mobilitätsfirma Ubeeqo, eine Tochter der Autovermietung Europcar, veröffentlicht hat.

Demnach sind Elektroautos derzeit trotz staatlicher Zuschüsse und geringerer Unterhaltskosten auf zehn Jahre gerechnet teurer als vergleichbare Benziner. Die Gesamtkosten aller untersuchten Elektrofahrzeuge fallen auch nach zehn Jahren höher aus als die ihrer benzinbetriebenen Pendants.

Während der Preisunterschied in der Oberklasse mit drei Prozent relativ gering ausfällt, sind es in der Kompaktklasse auch nach zehn Jahren noch immer fast neun Prozent Mehrkosten für einen Elektro-Dienstwagen. Bei den untersuchten Kleinstwagen, gerne von Hauspflegediensten genutzt, fallen sogar etwa 15 Prozent höhere Kosten an.

Der Hauptgrund hierfür sind die noch immer hohen Anschaffungskosten von Elektrofahrzeugen aufgrund teurer Batterien. Das wird vor allem in der Kleinstwagen-Klasse deutlich. Hier ist der Listenpreis der Grundausstattung des elektrisch motorisierten Pkws im von Ubeeqo untersuchten Fall mehr als doppelt so hoch wie der des vergleichbaren Benziners.

Das können auch die staatlichen Kaufanreize nicht ausgleichen, obwohl in Deutschland der Kauf von Elektrofahrzeugen mit einem einmaligen Bonus von 4.000 Euro und einer zehnjährigen Befreiung von der Kfz-Steuer gefördert wird.

Neben den Autoanschaffungskosten müssen bei Elektrofahrzeugen aber auch Ausstattungskosten für eine Stromladestation berücksichtigt werden, um die Ladezeit der Pkws zu beschleunigen und die Akkus über Nacht komplett aufladen zu können. Eine Wandladestation von Volkswagen kostet laut Ubeeqo inklusive Installation 890 Euro, bei einem Tesla-Model werden etwa 2.500 Euro fällig.

Im Unterhalt sind E-Autos im Schnitt günstiger: So müssen die Firmen für den Strom deutlich weniger bezahlen als für Benzin. Auch manche Wartungskosten, etwa für den Ölwechsel, entfallen bei einem E-Auto; Reifen und Bremsbeläge müssen aber selbstverständlich weiter gewechselt werden.

Laut Ubeeqo müssen Elektroautobesitzer aber bei der Versicherung draufzahlen. Für Unternehmer und Neuwagenbesitzer gilt die Vollkaskoversicherung als Norm. Die fällt bei den untersuchten Elektroautos der Kompaktklasse um etwa 20 Prozent höher aus als bei Benzinern. In der Kleinstwagenklasse sind es knapp 25 Prozent Mehrkosten und in der Oberklasse sind es sogar 65 Prozent.

Ubeeqo-Geschäftsführer Max Kury sieht die Autoelektromobilität dennoch auf dem Vormarsch. „Wir registrieren aktuell eine erhöhte Nachfrage nach Elektroautos von Unternehmen.“ Insbesondere für Firmen, die hohe Fahrzeugauslastungen haben, könne sich der Umstieg bereits jetzt auszahlen.

Künftig dürften die Anschaffungspreise sinken und zunehmend günstigere und leistungsstärkere Modelle auf den Markt kommen. Treibende Kraft für die E-Mobilität seien Carsharing- und Mobilitätsanbieter, weil sie elektrisches Autofahren ohne große Anschaffungskosten einer große Zahl von Menschen ermöglichten. Kury: „Die Zukunft gehört definitiv der Elektromobilität.“