Anne Haeming Der Wochenendkrimi
: Durch die Nacht mit Gaunern

Drei alte Gauner, die noch ein letztes Mal ein Ding zusammen drehen wollen: So wird der Plot von „Stand Up Guys“ gerne verkauft. Weil: Krimi zieht immer. Und: Rentner, die sich im Business mit dem Nachwuchs anlegen, das klingt nach Slapstick-Momenten und Spannung.

Sicher, die Halunken Doc, Val und Hirsch klauen einen fetten mattschwarzen Boliden, fesseln quasi im Vorüber­gehen eine Truppe anderer Gauner mal eben mit Handschellen, auf dass sich eine Frau an ihnen rächen kann, und schmieden in einer dunklen Diner-Ecke Pläne für das Ding, das sie seit 28 Jahren auf der Liste haben. Seit sie sich das letzte Mal sahen, bevor Val im Kittchen verschwand, um sich dort vor allem um seinen kleinen Gefängnisgarten zu kümmern.Doch die Krimihandlung ist hier nur Camouflage. Wie Christopher Walken, Al Pacino und Alan Arkin diese drei spielen, humpelnd, sich beim Treppensteigen stützend, noch mal schnell in die Sauerstoffmaske atmend, ist vor allem eins: das zärtliche Porträt einer großen Männerfreundschaft. „Und was hast du so die letzten Jahre gemacht?“, fragt der eine den anderen, als sie in der frisch gemopsten Karre röhrend davonbrausen. „Ich habe getrauert“, sagt der Alte hinterm Steuer und drückt das Gaspedal durch.

Und so ziehen sie zusammen durch die Nacht, der eine mit Schlips und Anzug, die Hose bis über den Bauchnabel gezogen, der andere mit weit aufgeknöpftem Hemd, der dritte im schwarzen Pensionärsblouson. Keine anderen als die drei kann man sich in der Story vorstellen, die der als Dauernebenrollenschauspieler bekannte Fisher Stevens so lässig inszeniert hat, dass man hofft, die Nacht möge nie zu Ende gehen.

Tut sie natürlich. Ihr großes Ding bei Brinks ziehen die drei auch noch durch, schwere Knarren in jeder Hand. Aber erst in den letzten fünf Minuten.

„Stand Up Guys“;So., 20.15 Uhr, Tele 5