KOMMENTAR: Jan Zier über das Forum am Wall
: Mehr als nur Gedöns

Wer sich um barrierefreies Bauen nicht ganz so schert, hat kaum etwas zu befürchten. Diesen Schluss legt die schon lange währende Debatte um das „Forum am Wall“ nahe – das immerhin die Stadtbibliothek beherbergt.

Zwar gibt es die UN-Behindertenrechtskonvention, die auch hierzulande schon seit 2009 Gesetzeskraft hat. Doch in der Arbeit von Behörden, Bauherren und ArchitektInnen wird Barrierefreiheit bis heute viel zu oft als „nice to have“ angesehen, als eine Art Luxus also. Oder eben als „Gedöns“ für irgendwelche ohnedies lästigen Minderheiten, das nur Kosten verursacht und die wohl durchdachte Ästhetik stört.

Dazu passt, dass die Verbände der Betroffenen zwar gegen Genehmigungen klagen können – also gegen die Behörde, nicht den Bauherren. Das heißt aber nicht, dass sich am Ende was ändern muss: Es wird ja erstmal nur festgestellt, ob alles mit rechten Dingen zuging. Und wenn nicht? Drohen keine Sanktionen. Es bleibt Symbolpolitik. Und die Hoffnung auf ein bisschen politischen Druck.

Trotzdem ist es richtig, gegen das „Forum am Wall“ zu klagen. Nicht, weil es am Ende attraktiver für ältere, sehbehinderte oder Rollstuhl fahrende Menschen werden wird. Das ist unwahrscheinlich. Sondern weil die kleine Hoffnung besteht, dass es beim übernächsten Projekt besser läuft.