Zu viel Gutes umsonst

Paywall Ab Herbst sollen mehr Artikel auf „faz.net“ bezahlpflichtig werden

Die Welt digitalisiert sich. Schon lange haben Zeitungen ein Onlineangebot. Weil sich das aber rechnen muss, setzen immer mehr Zeitungen auf Bezahl-Konzepte für Digitaljournalismus. So auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), bei der Onlineleser in Zukunft für mehr Artikel zahlen müssen: Ab Herbst will die Tageszeitung mehr exklusive Texte auf faz.net hinter eine Bezahlschranke stellen. „Der überwiegende Teil der Artikel bleibt aber kostenlos“, heißt es aus der FAZ-Redaktion.

Damit betreibt die FAZ weiter das, was FAZ-Chef Thomas Lindner im letzten Jahr als „digitale Aufholjagd“ bezeichnete. In Zeiten von Facebook, Fake News und Dritten-Weltkriegs-Hypothesen ist guter Journalismus eine wichtige Informationsquelle. „Die irrsinnige Masse von Infos und News, die in einer ohnehin unruhigen Zeit auf die Menschen einprasselt, ist für Medienmarken wie die FAZ eine große Chance“, sagt FAZ-Digitalchef Mathias Müller von Blumencron in einem Interview mit dem Branchenmagazin Horizont. „Die Menschen sehnen sich nach verlässlicher Orientierung.“

Welche Artikel genau hinter die Paywall kommen, variiere, heißt es dazu aus der FAZ-Redaktion. „Das liegt dann auch im Ermessen der Redakteure.“ Das entspricht den Worten Thomas Lindners, der vergangenes Jahr sagte, die freien Inhalte müssten tendenziell reduziert werden. „Wir geben heute zu viel Gutes umsonst raus.“

Was den ­Onlinejournalismus angehe, sagt Blumencron in dem Interview, sei er so optimistisch wie lange nicht mehr. „Die Politik liefert uns die Themen. Die Leser liefern immer stärker die wirtschaftliche Sicherheit, dass sich Digitaljournalismus lohnt.“ Die Zahl der Digital­lover habe im Hause FAZauf jeden Fall zugenommen. Es gebe aber immer noch sehr viele Leser, die Papier schätzten. „Und deswegen gibt’s bei uns im Haus auch noch viele Paperlover.“msb