Wieder Streik in der Charité

Personalmangel Keine Engpässe in der Notfallversorgung. Gewerkschaft will einklagbare Mindestbesetzungen für Stationen

An der Charité hat am Montag ein mehrtägiger Streik des Pflegepersonals begonnen. Die Situation am Morgen sei schwierig gewesen, weil die Arbeitgeberseite das normale Programm voll habe weiterlaufen lassen, sagte Verdi-Sprecher Andreas Splanemann. Nur wenige planbare Operationen seien abgesagt worden. Viele Streikwillige hätten sich deshalb nicht beteiligen können.

Der Ärztliche Direktor der Charité, Ulrich Frei, hatte angekündigt, wegen des Streiks geplante Operationen zu verschieben. Betroffen seien alle Standorte des Klinikums. Die Versorgung von Notfällen gilt jedoch als gesichert. Verdi warf der Klinikleitung vor, dass keine Notdienstvereinbarung abgeschlossen worden sei, wie sonst üblich. Sie versuche so den Streik zu behindern.

Hintergrund des Streiks ist der 2016 abgeschlossene Tarifvertrag, der einen Personalzuwachs und Mindestbesetzungen auf Stationen vorsah – ein Unikum in Deutschland. Beobachter hatten den Abschluss als modellhaft gewertet, da Pfleger an Kliniken bundesweit über Überlastung und Personalmangel klagen. Verdi hat den Vertrag jedoch wegen Mängeln bei der Umsetzung auslaufen lassen und drängt auf eine Weiterentwicklung.

Die Charité schließt laut Frei aus, festzuschreiben, dass Mindestbesetzungen pro Schicht auch eingeklagt werden können. Diese Verdi-Forderung zielt dar­auf ab, dass die Klinik bei bekannter Unterbesetzung zum Beispiel weniger Betten belegen darf.

130 Pflegekräfte fehlen

Die Patientenzahlen stiegen zuletzt, weil die Charité schwarze Zahlen schreiben soll. Die Klinik hält die Verdi-Forderung für nicht praktikabel – auch weil dafür ein Puffer von 300 Pflegern extra vorgehalten werden müsse. Frei betont, die Weichen in die richtige Richtung gestellt zu haben. Man habe Personal aufgebaut und arbeite daran, offene Stellen zu besetzen. In gut 270 Fällen sei das seit Juli 2014 bereits gelungen. Auf Normalstationen fehlten noch 80 Kräfte, im Intensivbereich 50. Inzwischen ist den Angaben zufolge etwa bei Nachtschichten aber kein Pfleger mehr allein für eine Station zuständig.

Der Streik soll laut Verdi andauern, bis die Charité-Leitung Angebote mache. (dpa)