Der letzte Abschlag

Fast vier Millionen Euro zahlt Bremen dem Golfklub in der Vahr, damit er zugunsten von Wohnbebauung vorzeitig sein Grün räumt. Ein gutes Geschäft, sagt der Wirtschaftssenator. Zu viel, sagen CDU und Linke

VonSimone Schnase

Der Weg ist geebnet für die geplante Wohnbebauung der Galopprennbahn in der Vahr: Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD) hat am Mittwoch mitgeteilt, dass der Golfklub, der eine Fläche der Rennbahn nutzt, vorzeitig aus seinem Pachtvertrag aussteigt – für knapp vier Millionen Euro. „Unverschämt viel Geld“, kritisiert die Linksfraktion. Und auch Jens Eckhoff (CDU) bezweifelt, dass es sich hierbei um ein „gutes Geschäft“ handelt.

Aber genau das behauptet der Wirtschaftssenator: „Die Summe hätte nicht geringer ausfallen können – es sei denn, die Golf-Range hätte auf etwas verzichtet“, sagt dessen Sprecher Tim Cordßen. Den 3,89 Millionen Euro, für die der Golfklub bereit ist, im Jahr 2020, statt erst 2034 zu weichen, lägen „reale Geschäftszahlen zugrunde, von Wirtschaftsprüfern testiert“. Dazu gehörten unter anderem Faktoren wie die entgangenen Gewinne des Klubs bis zum Jahr 2034 und die Kosten für die Auflösung des Geschäftsbetriebs: „Das würfelt man ja nicht aus“, sagt Cordßen.

Eckhoff ist sich da nicht so sicher. Ihm erscheine die Summe „sehr, sehr hoch“, sagt er: „Ich werde an die Finanzsenatorin schreiben, um die Basis zu erfahren und auch, ob es ein seriöses Gutachten darüber gibt.“

Er spricht in einem Facebook-Beitrag von „rot-grüner Ideologie“ und konkretisiert gegenüber der taz: „Natürlich ist knapper Wohnraum in Bremen ein Thema, aber in Brokhuchting gibt es ein schon lange erschlossenes Gebiet – dagegen hatten aber die Grünen etwas“ – genauso wie gegen die Galopprennbahn: „Das war ja immer schon ein großes Thema der Grünen.“ Statt dessen werde nun der „ohnehin schon sehr dicht bebaute Bremer Osten“ noch weiter zugebaut.

Der geplanten Bebauung der Galopprennbahn stand bis jetzt der Golfklub wegen seines langen Pachtvertrages im Wege. Der Rennbahn war bereits im letzten Jahr gekündigt worden – zum voraussichtlich letzten Mal sollen dort am 22. Oktober Pferde laufen. „Eine Randbebauung des Areals mit Erhalt der Nutzung beider Anlagen wäre sinnvoll gewesen“, sagt Eckhoff, der das Gelände als „grüne Lunge“ bezeichnet.

Damit ist er auf Linie mit der Bürgerinitiative gegen die Bebauung der Rennbahn in der Vahr – und mit der Linksfraktion: Der Senat, kritisiert deren stadt- und baupolitische Sprecherin Claudia Bernhard, „übergeht den Beirat und die AnwohnerInnen“. Außerdem erzeuge die „hohe Ablöse“ einen „Refinanzierungsdruck“, der Bauinvestoren zum Zuge kommen lasse, „während Anwohner und Mietsuchende mit geringem Einkommen in die Röhre schauen“.

Von „Druck“ könne laut Wirtschaftssenator indes keine Rede sein. Natürlich könne man noch nicht sagen, wie hoch die Grundstückspreise ausfielen, sagt Cordßen, „aber es gibt Erfahrungswerte, aus denen wir ganz klar sagen können, dass wir das Geld aus dem Erlös problemlos wieder erwirtschaften werden“.