taz sachen
: Sogenannte Alternativpresse

Heute vor 40 Jahren: Auf der Seite 4 der Frankfurter Allgemeinen erscheint eine Kurzmeldung. „Die sogenannte Alternativpresse, zu der sich zum Beispiel die Frankfurter Spontizeitschrift Pflasterstrand und der „Informations-Dienst zur Verbreitung unterbliebener Nachrichten“, ebenfalls Frankfurt, zählen, möchte Ende November oder Anfang Dezember ein Wochenendseminar durchführen, um zu diskutieren, ob sie nicht eine überregionale Tageszeitung gründen könne. Kontaktadresse für inhaltliche Beiträge und technische Informationen dazu ist das Büro des Berliner Rechtsanwalts Ströbele, gegen den die Staatsanwaltschaft am Landgericht Berlin Anklage wegen Unterstützung der ‚Roten Armee Fraktion‘ erhoben hat“.

Überschrieben ist die Meldung mit der furchteinflößenden Frage: „Gründet ex­treme Linke eine ‚überregionale Tageszeitung‘?“

Die Antwort, so viel darf man verraten, hieß: Ja, klar! Während die RAF noch den entführten Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer gefangen hielt und die Bundesregierung eine Nachrichtensperre verhängt hatte, erinnert sich der spätere taz-Redakteur Thomas Hartmann heute, hätten bei der Frankfurter Buchmesse linke Zeitungsmacher zusammengesessen. „Die Stimmung war: Wir bekommen keinen Fuß mehr auf den Boden.“ Damals habe man das in der FAZ erwähnte Treffen verabredet, das dann zum eigentlichen Gründungsdatum der überregionalen tageszeitung wurde. Den Namen habe man später beibehalten – man konnte sich auf keinen anderen einigen. Die erste Nullnummer erschien am 27. September 1978. ga