Ostsee-Tunnel droht der Notausstieg

Naturschutzbund und SPD-Verkehrspolitikerin Bettina Hagedorn fordern, die Fehmarnbelt-Querung zu begraben

Von Sven-Michael Veit

Eine völlige Neubewertung der geplanten Fehmarnbelt-Querung fordert der Naturschutzbund (Nabu) zu Beginn der Sondierungsgesprächen von der möglichen Jamaika-Koalition im Bund. Beispiele wie der Berliner Flughafen, Stuttgart 21 oder die Elbvertiefung zeigten, „dass wir einen kritischen Umgang mit großen Infrastrukturprojekten brauchen“, sagte Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. „Es muss Schluss sein mit unverantwortlichen Mammutprojekten auf Kosten von Natur und Umwelt“, so Miller.

„Höchste Priorität“ für den Ostsee-Tunnel im Fehmarnbelt fordert hingegen das Fehmarn Belt Business Council (FBBC) in einem frischen Positionspapier zur Verkehrsinfrastruktur in Nordeuropa. Dieser Zusammenschluss norddeutscher, dänischer und schwedischer Handelskammern nennt das Projekt „elementar, um die Vision einer nordeuropäischen Wachstumsregion Wirklichkeit werden zu lassen“.

Der rund 18 Kilometer lange Straßen- und Schienentunnel im Fehmarnbelt zwischen Deutschland und Dänemark soll etwa 7,5 Milliarden Euro kosten. Zusammen mit den Anschlüssen auf dem Festland dürfte die Summe von 11,5 Milliarden Euro erreicht werden. Ursprünglich war von der halben Summe die Rede gewesen.

„Die Fehmarnbelt-Querung wackelt“, glaubt deshalb Bettina Hagedorn, schleswig-holsteinische SPD-Bundestagsabgeordnete und dort im Haushaltsausschuss zuständig für Verkehrsprojekte. „Niemand kann bestreiten, dass sich die Kosten verdoppelt und in Deutschland verdreifacht haben, währen die prognostizierten Güterzüge sich mindestens halbierten, die kalkulierten Auto- und Lkw-Verkehre sich als Luftnummer entpuppten und die erforderlichen EU-Zuschüsse von mindestens einer Milliarde Euro in weiter Ferne sind“, schreibt Hagedorn in einem Brief an den Vorsitzenden des Verkehrsausschusses im dänischen Folketing, Lennart Damsbo-Andersen, welcher der taz.nord vorliegt.

Ebenso wie der Nabu fordert deshalb auch Hagedorn „einen gemeinsamen, fairen und realistischen Faktencheck“. Denn der deutsch-dänische Staatsvertrag, Grundlage der Tunnelpläne, enthält eine Ausstiegsklausel – für den Fall „wesentlicher Kostensteigerungen“.