wie machen sie das?
: Die Beraterin für's Leben

Karin Wyličil, 46, ist psychologische Beraterin und Heilpraktikerin für Psychotherapie. Sie betreibt eine Praxis für Lebensberatung, Paarberatung und Psychotherapie in Berlin-Friedrichshain.

taz.am wochenende: Bei Ihnen kann man sein „seelisches Gepäck“ abgeben. Das steht dann ja aber auch erst mal rum – und einiges nimmt man sicher auch mit nach Hause. Wie machen Sie das?

Karin Wyličil: Die Gepäckabgabe funktioniert so, dass wir uns das Gepäck gemeinsam anschauen – und dann sortieren, was derjenige loslassen kann und mit was wir uns noch näher beschäftigen sollten – also was der Klient auch wieder mitnimmt. Bei diesem Prozess ist ein gute Beziehung zwischen Beraterin und dem Klienten, aber auch eine professionelle Distanz wichtig. Sollten besonders belastende Themen dabei sein, kann ich das in der Intervision mit meinen Kollegen oder mit meiner Supervisorin besprechen.

Wurde Ihnen die psychologische Beratung trotz allem schon einmal zu viel?

Nein, ich merke rechtzeitig, wann mir etwas zu viel wird. Ich sorge für mich selbst und achte auf genügend Ausgleich, und notfalls kann ich auch mal weniger Termine vergeben. Aber eine gewisse Belastbarkeit muss in meinem Job vorhanden sein. Und wir wurden ja intensiv ausgebildet, auch wie wir mit solchen Belastungen umgehen.

Als psychologische Beraterin trägt man ein Stück weit die Verantwortung für die Hilfesuchenden. Fällt es Ihnen schwer, diese Verantwortung zu tragen?

Ich lade mir nicht die Verantwortung auf, das Leben der Klienten zu verändern. Sie oder auch die Paare kommen ja zu mir, weil sie an sich arbeiten wollen. Deshalb trage ich die Verantwortung dafür, dass Sie die bestmöglichen Bedingungen dafür bekommen, und das kann mir nicht zu viel werden. Ich habe eine gute Ausbildung gemacht und bilde mich weiter, damit ich die Verantwortung dafür tragen kann, zu erkennen, wenn jemand weitergehende Hilfe braucht. Ich muss erkennen, in welchen Situationen jemand an einen Psychiater oder Facharzt weitergeleitet werden sollte.

Mit wem reden Sie über die Geheimnisse, die Ihnen anvertraut werden?

Mit Freunden und Familie rede ich auf keinen Fall. Ich habe ja eine Schweigepflicht, also bleibt alles Gesagte im Besprechungsraum. Sollte ich merken, dass ein Thema für mich belastend ist, rede ich, nach Absprache mit dem betroffenen Klienten, mit meiner Supervisorin

Läuft Ihre seelische Beratung eigentlich gut?

Ich mache das jetzt seit 2010, in eigener Praxis seit 2012. Es wächst. Als Selbstständiger dauert es immer lange, bis man etwas aufgebaut hat, es ist ein Auf und Ab. Aber insgesamt läuft es gut. Ich liebe meinen Beruf. Und ich möchte nie wieder etwas anderes machen.

Interview: Naomi Asal