Pink ist die Hoffnung

Die Fahrradkuriere der Deliverunion erklären die Verhandlungen mit Foodora für gescheitert. Am Freitag rufen sie zur Demo auf

Überall präsent im Stadtbild: Die rosaroten Fahrer von Foodora wollen weiter kämpfen Foto: Peter Meissner/imago

Von Dominik Koos

Seit Mitte August haben die Beschäftigten von Foodora mit der Unternehmensführung verhandelt. Immerhin in einem Punkt war eine Annäherung möglich: Foodora will sich zukünftig mit einer Kilometerpauschale von 5 Cent am Verschleiß der Fahrräder beteiligen. Zunächst ist das angesammelte Guthaben allerdings nur als Sachmittelzuweisung bei ausgewählten Kooperationswerkstätten im laufenden Monat abrufbar. „Wir suchen nach Lösungen, dass das monatliche Guthaben auch in Folgemonate übertragen werden kann“, erklärt Foodora auf Rückfrage gegenüber der taz.

In der Deliverunion organisieren sich seit April diesen Jahres Fahrer_innen der Kurierdienste Foodora und Deliveroo. Die Gruppe wurde durch eine Kampagne der anarchistisch-syndikalistischen Gewerkschaft FAU ins Leben gerufen. Neben einer Lohnerhöhung von einem Euro pro Stunde fordern die Kuriere eine vollständige Übernahme der Betriebskosten wie auch Anschaffung von Handys und Rädern – und eine verbesserte Schichtplanung.Georgia Palmer von der Deliverunion beklagt die mangelnde Kompromissbereitschaft seitens der Unternehmensführung. Als Beispiel nennt sie das von Foodora neu angewandte Bonussystem. Danach erhalten die besten 15 Prozent der Fahrer_innen einen Euro Bonus pro Stunde. So werden Kolleg_innen zu Konkurrent_innen. Sie stehen unter viel größerem Leistungsdruck. Der genaue Algorithmus, nachdem die besten Fahrer_innen ermittelt werden, sei jedoch unklar. „So wird ein Anreiz geschaffen, schneller und damit auch gefährlicher zu fahren.“

Riskante Arbeit

Für Vincent Pfeiffer, Pressesprecher von Foodora seien die Gespräche „keineswegs gescheitert“. Das Unternehmen sei weiterhin offen für den Austausch mit der Deliverunion. Den Vorwurf, durch das Bonussystem die Sicherheit der Fahrer_innen zu gefährden, weist er von sich: „Die Sicherheit unserer Fahrer hat für uns immer oberste Priorität“, Geschwindigkeit und Anzahl der Lieferungen finde in das Foodora-Ranking daher auch keinen Eingang.

Die Unternehmen Foodora und Deliveroo sind prominente Vertreter einer sogenannten Plattformökonomie. Aufträge werden per Internetplattform direkt an die Ausführenden weitergeleitet.

Damit einher geht häufig auch die Verlagerung des unternehmerischen Risikos an die Arbeiter_innen, die als Subunternehmer auftreten. Gegen die unsicheren Beschäftigungsverhältnisse kam es in verschiedenen europäischen Staaten zu Demonstrationen und Streiks von Fahrradkurieren.

Foodora beschäftigt im Gegensatz zum Konkurrenten Deliveroo Angestellte stets mit einem Arbeitsvertrag. Deliveroo verweigert darüber hinaus Verhandlungen gegenüber der Deliverunion. Mit der Kundgebung heute will die Deliverunion Foodora zu weiteren Zugeständnissen zu bewegen. Zugleich will sie zu Diskussionen unter Kurieren anstoßen.

Kundgebung heute, 17 Uhr, vor der Foodora-Zentrale in der Ackerstraße 153