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: Betrüger zocken die Post ganz gewaltig ab

Private Dienstleister melden Millionen erfundene Briefe und erhalten dafür dicke Prämien. Kontrollen fehlen. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft. Und bald wird das Porto teurer

Das Neue

Die Post ist reingelegt worden, und zwar in großem Stil. Offenbar haben es Kriminelle geschafft, mit Briefen, die nie geschriebenen wurden, Millionen zu erbeuten. Kinderleicht sei der Betrug, heißt es in dem Bericht der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS), die zunächst über den Fall berichtet hatte.

Der Trick: Pro gelieferten Brief bekommen private Dienstleister von der Post in der Regel eine Prämie. Die kann bis zu 44 Prozent des üblichen Portos betragen. Bei einem Standardbrief, für den 70 Cent fällig werden, sind dies 30 Cent. Je mehr Briefe abgegeben werden, desto lukrativer ist es. In den Briefzentren würden die Briefsendungen jedoch nur in Stichproben kontrolliert, heißt es. Vor allem samstags wurden große Mengen registriert. An den Wochenende gab es aber kaum oder gar keine Kontrollen. Der Schaden könnte auf einen Betrag zwischen 50 und 100 Millionen Euro kommen. Vor allem im Briefzentrum in Frankfurt schlugen die Betrüger zu. Nur per Zufall flog die Masche des kriminellen Netzwerks auf.

Der Kontext

Die Post hat es schwer mit dem Briefgeschäft. In Zeiten, in denen wohl die meisten Deutschen ihre Grüße oder Informationen lieber elektronisch per E-Mail oder WhatsApp-Nachricht versenden, landen vor allem Rechnungen, Werbesendungen, Behördenmahnungen in den realen Briefkästen. Die Kosten für den Transport der Papierpost explodieren.

Geschäftskunden müssen bereits ab 2018 mehr Porto bezahlen. Die restliche Kundschaft wird wohl in knapp zwei Jahren wieder stärker zur Kasse geben. Zudem gibt es immer wieder Beschwerden: Briefe kommen nicht an, oder wenn, dann zu spät. Ärger gibt es ohnehin bei der Paketzustellung. Anders als bei den Briefen werden dank der schier unendlichen Onlinebestellungen – und deren Rücksendung – mehr Pakete verschickt. Berichte über überforderte Zusteller, die schlecht bezahlt werden und ihre Ware einfach in der Landschaft abladen, weil sie ihr Pensum nicht schaffen, gibt es immer wieder. Gerade in der Weihnachtszeit, in der mehr Post verschickt wird, wird der Ärger über die Post wohl lauter werden.

Die Reaktionen

Ein Sprecher der Post bestätigte die Medienberichte. Auch die Staatsanwaltschaft ermittelt bereits. Sie versucht die Betrüger und ihre Helfer bei der Post zu überführen. Denn offenbar vermuten die Ermittler auch Unterstützer in den Reihen des Konzerns. Den Angaben nach gibt es derzeit 14 Verdächtige, drei davon sollen in Untersuchungshaft sitzen. Details zu den Ermittlungen will das Unternehmen derzeit aber nicht nennen – mit Rücksicht auf das laufende Verfahren.

Die Konsequenz

In den Briefzentren soll es ab dem kommenden Jahr schärfere Regeln geben. Damit sind wohl mehr Kontrollen gemeint. Eine Maßnahme, die auch die Kunden spüren werden. Sie werden dann an manchen Tagen wohl vergeblich auf ihre Post warten. Die Angestellten sind dann mit Zählen beschäftigt und weniger mit der Zustellung von Briefen und Paketen. Tanja Tricarico