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: Nordkorea: Rakete könnte 13.000 Kilometer weit fliegen

Der jüngste Test eines Hwasong-15-Flugkörpers zeigt auch nach Ansicht ausländischer Experten, dass Pjöngjangs Raketenprogramm mittlerweile weit fortgeschritten ist

Das Neue

Für Nordkoreas Regime war der Test einer Interkontinentalrakete in der Nacht auf Dienstag ein beachtlicher Erfolg: Mit einer potenziellen Reichweite von 13.000 Kilometern krönt die Hwasong-15 das nordkoreanische Raketenprogramm. Die Hwason-15 kann laut dem nordkoreanischen Staatsfernsehen das gesamte US-Festland erreichen. Zwar neigt die Propaganda des Regimes oftmals zu Übertreibungen, aber auch unabhängige Experten kommen zu dieser Einschätzung.

Erstmals hat Nordkorea damit einen wichtigen Raketentest in der Nacht durchgeführt. Südkoreas Militär traf die Provokation jedoch keinesfalls unvorbereitet: Nur wenige Minuten später feuerten sie ebenfalls drei Raketen ins Japanische Meer. Die schnelle Reaktionszeit ist ein klares Indiz, dass südkoreanische Geheimdienste den nordkoreanischen Raketentest im Vorfeld aufspüren konnten.

Der Kontext

Bereits Anfang des Jahres sprach Nordkoreas Diktator Kim Jong Un davon, sein interkontinentales Raketenprogramm 2017 vervollständigen zu wollen. Dies habe er nun mit dem Test der Hwasong-15 erreicht. Seit seiner Machtübernahme vor sechs Jahren verfolgt Kim mit Vehemenz sein Nuklearprogramm. Dies betrachtet er einerseits als Lebensversicherung, andererseits kann er innenpolitisch seine Herrschaft legitimieren, indem er stets auf die militärische Bedrohung von außen verweist.

Die Reaktionen

US-Präsident Donald Trump kündigte am Mittwoch „zusätzliche bedeutende Sanktionen“ gegen Pjöngjang an, ohne ins Detail zu gehen. Zuvor nutzte er den Raketentest auf Twitter, um für die Aufrüstung des US-Militärs zu werben. Der Senator von South Carolina, Lindsey Graham, erklärte in einem Fernsehinterview mit CNN, die USA steuerten auf einen Krieg gegen Nordkorea zu. Die Toten in Nordostasien müsse man notfalls in Kauf nehmen – die Sicherheit des US-Heimatlandes wiege wichtiger als „die Stabilität in der Region“.

Die Konsequenz

Wie Seoul, Tokio und Washington durchblicken ließen, werden sie eine weitere Sanktionsrunde im UN-Sicherheitsrat anstoßen. Ob dies jedoch Wirkung zeigt, hängt vor allem von China ab, dem de facto einzigen verbliebenen Handelspartner Nordkoreas. Mit der Volksrepublik werden bis zu 90 Prozent des gesamten nordkoreanischen Außenhandels abgewickelt.

Mittelfristig könnte der Raketentest jedoch auch eine Chance zu Verhandlungen bieten: Nordkorea könnte mit der Komplettierung seiner militärischen Machtdemonstration gestärkt in Verhandlungen gehen. Trump hat in der Vergangenheit signalisiert, dass er prinzipiell für direkte Gespräche mit Kim Jong Un offen wäre. Vor allem aber ist Südkoreas Präsident stark daran interessiert, dass der Konflikt nicht weiter eskaliert – nicht zuletzt möchte man die bevorstehenden Olympischen Winterspiele nicht durch rhetorische Kriegsandrohungen überschattet sehen.

Fabian Kretschmer

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