Die Hallen sind gefegt – und nun?

Die Anzahl der Geflüchteten in Hamburg stabilisiert sich. Momentan leben in der Stadt rund 53.000 Menschen mit Fluchthintergrund, die meisten von ihnen in Folgeunterkünften

Die Baumärkte sind geräumt: In Hamburg müssen Geflüchtete nicht mehr in solchen Provisiorien schlafen Foto: Christian Charisius/dpa

Von Adèle Cailleteau

Vergangene Woche wurde die letzte provisorische Flüchtlingsunterkunft in Hamburg dicht gemacht, ein ehemaliger Baumarkt im Stadtteil Meiendorf. Wo und wie leben nun die Geflüchteten? Wie viele gibt es zurzeit? Ein kurzer Überblick:

Wie viele Geflüchtete leben derzeit in Hamburg?

Die bisher letzten offiziellen Zahlen dazu gehen aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage der CDU an den Senat hervor: Ende Oktober lebten demnach 53.837 Geflüchtete in Hamburg – das waren etwa 2.000 Menschen mehr als im gleichen Monat des Vorjahres. Die meisten Menschen sind aus Afghanistan und Syrien hierher geflohen und die Mehrheit von ihnen hat eine Aufenthaltserlaubnis aus humanitären oder politischen Gründen.

Wie viele Geflüchtete kommen in Hamburg an?

In diesem Jahr haben jeden Monat etwa 800 Menschen in Hamburg Schutz gesucht. Viele werden aber nach dem Königsteiner Schlüssel auf andere Bundesländern verteilt. Im Oktober beispielsweise sind 486 Menschen in Hamburg zugewiesen worden. 324 von ihnen werden öffentlich, also in Folgeunterkünften der Stadt, untergebracht.

Und wie viele Menschen verlassen Hamburg wieder?

Zwischen Januar und Ende Oktober wurden 507 Menschen aus Hamburg abgeschoben. Hinzu kommen Geflüchtete, die das Land ohne Abschiebungbescheid verlassen – bis Ende Oktober 2017 hat die Hamburger Ausländerbehörde 495 sogenannte freiwillige Ausreisen überwacht. Darüber hinaus gibt es eine unbestimmte Zahl von Menschen, die ohne behördliche Kontrolle Hamburg verließen. Seit Oktober 2016 gewinnt Hamburg netto weniger als 200 Geflüchtete pro Monat.

Wo leben die Geflüchteten?

Weniger als die Hälfte der Geflüchteten kommt bei Verwandten unter, die bereits in Hamburg wohnen. Manche Geflüchtete bezahlen selbst ein Hotelzimmer. Aber die meisten leben in staatlichen Unterkünften. Insgesamt sind jetzt in Hamburg 14 Erstaufnahmen in Betrieb, wo fast 4.300 Menschen leben. Diese Erstaufnahmen sind die offiziellen Anlaufstelle für Asylbewerber*innen. Dort werden sie ausschließlich versorgt und können beispielsweise nicht selbst kochen. Nach sechs Monaten und wenn sie weiter in Deutschland bleiben dürfen, sollen sie in einer der 120 Folgeunterkünfte untergebracht werden, wo sie unabhängiger leben können. Die derzeit 31.100 verfügbaren Plätze reichen jedoch nicht aus. Mehr als 2.500 Menschen leben weiter in einer Erstaufnahme, auch wenn sie Anspruch auf einen Platz in einer Folgeunterkunft haben – es sind die „Überresidenten“. Grund dafür sind die Klagen von Anwohnern gegen geplante Folgeunterkünfte, die den Bau neuer Unterkünfte verlangsamen. Die bestehenden Unterkünfte sind sehr unterschiedlich, von Containern bis zu Wohnungen im Standard des sozialen Wohnungsbaus. Ein Beispiel dafür ist eine Unterkunft für 500 Menschen, die vergangene Woche im Bezirk Wandsbek eröffnet wurde.

Wie viele geflüchtete Kinder leben in Hamburg?

Ende Oktober lebten 619 Kinder bis fünf Jahre in Erstaufnahmeeinrichtungen und fast 4.000 lebten in öffentlich-rechtlichen Unterbringungen. Ende April besuchten 1.555 Kinder mit Fluchthintergrund eine Kita oder eine Kindertagespflege. Die Schulbehörde schätzt, dass 25 Prozent der Flüchtlingskinder im Krippenalter (0 bis 2 Jahre) in einer Kita oder in Kindertagespflege und rund 85 Prozent der Kinder im Elementaralter (3 bis 6 Jahre) in einer Kita, einer Vorschulklasse oder in Kindertagespflege betreut werden. Von den etwa 1.000 Kitas in Hamburg nimmt ungefähr ein Drittel Flüchtlingskinder auf. Zwei Kitas betreuten im April überwiegend Kinder mit Fluchthintergrund – über 80 Prozent.

Gehen die geflüchteten Kinder und Jugendlichen in die Schule?

Für alle Kinder besteht ab sechs Jahren die Schulpflicht. Und Kinder mit einem ausgeprägten Sprachförderbedarf sind im Jahr vor der Einschulung zum Besuch einer Vorschulklasse verpflichtet – daher besuchen die Flüchtlingskinder unterschiedliche Einrichtungen. 265 Schüler*innen lernen in Lerngruppen in den Zentralen Erstaufnahmeeinrichtungen, 603 Schüler*innen besuchen die Basisklassen der Regelschulen, 3.178 Schüler*innen besuchen die Internationalen Vorbereitungsklassen der Regelschulen und 2.347 Schüler*innen besuchen die Ausbildungsvorbereitung für Migrant*innen.