wortwechsel
: Auf das Wesentliche konzentrieren

Gauland auf Seite eins, Anzeigen für die Armee und das neue taz-Layout – all das bleibt bei den taz-Lesenden umstritten. Dazu noch: Trump und Jerusalem, Armut und Krankheit

Wider Gauland: Protest von Christiane Haerlin, taz-Leserin der ersten Stunde

Entspannt atmen

„Der Super-GAUland“, taz vom 4. 12. 17

Jetzt muss ich es doch mal loswerden: Was ist an der AfD so interessant, dass ich nahezu jeden Tag einen Artikel über diese Partei in der taz lesen muss? Heute mal wieder auf der Titelseite – davon bekomme ich auf Dauer Augenkrebs!

Macht diese Partei nicht wichtiger, als sie ist, nicht über jedes Stöckchen springen, mal entspannt durch die Hose atmen und auf das Wesentliche konzentrieren!

Dirk Keil, Karlsruhe

Reinwaschung

„Zu lange wurde weggeschaut“,

taz vom 1. 12. 17

Der Beschluss der thüringischen Landesregierung, Opfer oder Angehörige der NSU-Verbrechen finanziell zu entschädigen, ist zu begrüßen. Das entlastet nicht Institutionen oder Personen, deren Schuld oder auch „nur“ Verantwortlichkeit für Mängel in Verhütung oder Aufklärung der Verbrechen noch nicht offengelegt worden ist.

Das Vorhaben, für 350.000 Euro eine Mahnstätte einzurichten, ist für mich dagegen eine vorauseilende Peinlichkeit. Noch ist der NSU-Prozess nicht abgeschlossen und wer weiß, was noch folgt – da soll offenbar schon eine Art von moralischer Bewältigung, wenn nicht sogar Reinwaschung stattfinden. Eine solche Summe gehört in Erziehung, Bildung und Aufklärung eingebracht. Denkmäler, Mahnmale, museumspädagogisch hochkarätige Events haben wir in großer und noch steigender Anzahl. Sicher gut gemeint. Häufigkeit und Brisanz (rechts-)extremer Agitation nimmt aber zu. Schlecht gelaufen? Leo Voss, Ahaus

Kein Verständnis

Bundeswehranzeige, taz vom 6. 12. 17

Vor fast genau zwei Jahren erschien in der taz ein Artikel über „Die Insel der Freiwilligen“ Lesbos. Damals war ich dort tätig und hatte in den Lagern mit den vielen, vielen Menschen zu tun, die vor Krieg und Gewalt flüchteten.

Sosehr ich mich damals gefreut habe, dass mit der taz ein Medium besteht, das auch auf solche Situationen aufmerksam machte und macht, so wenig kann ich die Entscheidung, Werbung der Bundeswehr zu schalten, nun verstehen.

Markus Markmeyer, Bremen

Ich mag’s gern

Das neue taz-Layout

Da Sie nach dem Relaunch in Leserbriefen öfter verprügelt worden sind, hier mal ein Lob, hoffentlich nicht zu spät. Die Zeitung hat sehr gewonnen, die Doppelseite mit der Reportage ist klasse, die Übersichtlichkeit des Blattes ist gestiegen, und es hat mehr Substanz. Ich mag’s gern.

Jochen Schimmang, Oldenburg

Zu viele weiße Flecken

Das neue taz-Layout

Wir versuchen seit geraumer Zeit, uns an den Relaunch der taz zu einer ach so modernen Tageszeitung zu gewöhnen. Unsere Kritik: zu viel Bleiwüste, zu große Bilder, oft weiße Flecken in der Pampa, laaaange Artikel, die erst einmal gelesen werden wollen etc. pp. Wo ist eigentlich unsere gemütliche alte, auch optisch subversive taz geblieben, mit viel „Rot“ und ihrem in langen Jahren von uns liebgewonnenen Layout: „verspielt, vertraut“, wie Franz Josef Degenhardt singt.

Bärbel Kregel & Klaus Clever, Weisenheim am Berg

„Eternal Capital“

„Eine Welle dringlicher Appelle an ­Donald Trump“, taz vom 6. 12. 17

Es ist ja nicht so, dass Trump irgendetwas wirklich plant. Er verspricht, er gibt bekannt, er tweetet mal zu diesem, mal zu jenem Thema, je nach Bauchlage. Planen tun andere, vor allem ihn sich für ihre eigenen Ziele zunutze zu machen. Dazu gehören der israelische Ministerpräsident Netanjahu, die evangelikalen Christen in und außerhalb Trumps Partei und das American Israel Public Affairs Committee (Aipac). Diesem hatte Trump bereits während des Wahlkampfs versprochen: „We will move the American embassy to the eternal capital of the Jewish people, Jerusalem.“

Die israelische Regierung hat schon lange gemerkt, dass sie bisher faktisch machen kann, was sie will, denn mehr als Lippenbekenntnisse zu etwas, was einmal „Zweistaatenlösung“ hieß, kommt weder aus der EU und schon gar nicht von den USA. Auch hierzulande gibt es Politiker, denen ganz offensichtlich internationales Recht egal ist, wie dem Oberbürgermeister von München, der die Schirmherrschaft des „Israeltags München“ im Mai 2017 übernommen hatte, der unter dem Motto „50 Jahre Wiedervereinigung Jerusalems“ stand.

Auch der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann übernahm die Schirmherrschaft über eine Veranstaltung des Jüdischen Nationalfonds (JNF).

In dem Bewusstsein, dass von Politikern und Parteien nicht viel zu erwarten ist für die Durchsetzung der palästinensischen Rechte, haben die Palästinenser 2005 eine zivilgesellschaftliche Kampagne entwickelt, die internationale und gewaltlose BDS-Kampagne (Boykott, Desinvestition und Sanktionen), die sich für Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit einsetzt.

Der Boykottaufruf ist die direkte Konsequenz des bis heute missachteten Gutachtens des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag aus dem Jahr 2004. Gemäß der rechtlichen Bewertung durch den Internationalen Gerichtshof sind Israels Mauer und Siedlungen im besetzten Westjordanland ein eklatanter Bruch des Völker- und Menschenrechts. Alle Staaten werden dazu aufgefordert, jegliche Anerkennung oder Unterstützung dieser illegalen Situation zu vermeiden und Maßnahmen zu ergreifen, die dazu beizutragen, dass Israel die Vorgaben des internationalen Rechts erfüllt. Manuela Kunkel, Stuttgart

Das Frausein

„Die gebrannten Kinder“, taz vom 4. 12. 17

Ich möchte mich über einen Satz in diesem Artikel empören! „Ihre Haare hat sie zu grauen Stoppeln rasiert […], als hätte sie sich dafür entschieden, das Frausein zu lassen.“ Haaaalllooooo?

Hat die Autor*in Frau Andersen gefragt, ob sie das Frausein lassen möchte? Was haben kurze Haare mit Frausein zu tun? Sind wir nicht (zumindest im taz-Land) über solche konstruierten Zusammenhänge längst hinweg? Wer urteilt hier über wen mit welcher Intention oder aus welcher Gedankenlosigkeit heraus? Man könnte meinen, dass Menschen an solche Sätze gewöhnt sind in dieser Welt. Ich bin es nicht. Lina Blum, Oldenburg

Finanzierungsvorschlag

„S-21-Gegner: Bahn verbreitet Desinformation“, taz vom 5. 12. 17

Für die öffentlichen Kassen: Beibehaltung des Solidarbeitrags zugunsten Stuttgart 21. Für die Bahn: Einführung einer Maut für ausländische Fahrgäste, möglichst noch durch Verkehrsminister Dobrindt.

Werner Miehle-Fregin, Ditzingen