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Fliegendes Auge

Macht sich gut auf Kaffeetischen: Reimer Wulf hat Hamburg von oben fotografiert – einmal mehr

Von Pailletten reden die Architekten: So richtig bewundern lässt sich das Dach der Elbphilharmonie aber nur aus der Luft Foto: Reimer Wulf

Man kann wohl von einem Überzeugungstäter sprechen. Wenn Reimer Wulf ein Buch herausbringt, und das tat er seit 1994 mehr als ein Dutzend Mal, dann steht mit hoher Wahrscheinlichkeit „Über den Dächern von …“ drauf – der Mann ist Luftbildfotograf mit einem besonderen Interesse an Architektur und Stadtentwicklung. Berlin hat der gebürtige Elmshorner schon von oben herab abgelichtet, auch Frankfurt am Main, aber dann eben doch immer wieder den Norden, und gerne: Hamburg.

Insofern erschließt sich die Schönheit seines jüngsten Kaffeetischbuchs „Über Hamburg“ – ohne Dächer also – eigentlich erst richtig, legt man zwei frühere Bände Wulfs daneben, erschienen 1994 und 2007. Dann lässt sich auch überprüfen, was der Hamburger Architekturexperte Ralf Lange Wulfs Bildern vorausschickt: Wie sehr sich die Stadt verändert habe, und das „in nicht einmal einem Vierteljahrhundert“: Wo einst Bier gebraut wurde, residieren im gern als „nobel oder fein bezeichneten Elbvorort Nienstedten inzwischen Senioren, eher welche der wohlhabenderen Art, aber das sieht man natürlich vom Kleinflugzeug aus nicht unbedingt. Gleichwohl hat Lange, nochmals, recht, wenn er schreibt, der Blick von oben veranschauliche, was „man als Passant auf der Straße nicht in dieser Totalität wahrnehmen kann“.

Wen diese Frage gar nicht interessiert, der kann zum Beispiel testen, ob er südlich der Elbe gelegene Viertel ebenso gut erkennt wie die nördlich davon. Oder diese weißen Dachelemente zählen, mit denen die Stadt ihre Elbphilharmonie hat decken lassen: Es sollen 6.000 sein. Alexander Diehl

Reimer Wulf, „Über Hamburg“, Sutton 2017, 224 S., rund 130 Abb., 50 Euro