Deutsche Meisterschaften im Eiskunstlauf: Dreifacher Axel auf schwarzem Eis

Bei den Meisterschaften der Eiskunstläufer nimmt das Paar Savchenko/Massot mal schnell einen Titel mit. Auch Nicole Schott löst ihr Olympiaticket.

Eine Hebefigur beim Eiskunstlauf

Das neue Meisterpaar Aljona Savchenko und Bruno Massot in Aktion Foto: dpa

FRANKFURT taz | Im Moment fällt es ihnen nicht leicht, den Überblick zu behalten. Ist es früh am Morgen, spät am Abend, und überhaupt: Wo sind wir gerade? Vor einer Woche noch in Japan beim Grand-Prix-Finale, dann der anstrengende Trip nach Frankfurt am Main zu den Deutschen Meisterschaften mit dem wie erwartet überlegenen Gewinn ihres zweiten Titels, und am Sonntagmorgen, als die meisten Konkurrenten am Main noch in den Betten lagen, standen Aljona Savchenko und Bruno Massot bereits vor der Eishalle in Ingolstadt, wo sie zu einem Schaulaufen erwartet wurden. Globetrotter mit deutscher Basis auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in Südkorea, außer Atem, aber höchst souverän.

„Ich denke, wir haben einen guten Job gemacht“, meinte Massot nach der Kür, deren Zauberfaktor von Woche zu Woche zu wachsen scheint. Stimmt schon, es schlichen sich ein paar kleine Fehler ein, an der Wirkung des Programms änderte das wenig, und Massot gönnte sich kurz vor Schluss eine freche, kleine Ergänzung. Als er die Partnerin in der letzten, spektakulären Hebung mit ausgestrecktem rechten Arm hoch über seinem Kopf hielt, forderte er mit der freien linken Hand das Publikum zum Beifall auf. Das macht er bei Schaulaufen manchmal so, und die Zuschauer dankten es ihnen mit Jubel und Begeisterung.

Aljona Savchenko und der vor ein paar Wochen in Deutschland eingebürgerte Partner aus Frankreich stehen ganz oben auf der Liste, die die Deutsche Eislauf-Union (DEU) dem olympischen Sportbund zur Nominierung für die Winterspiele in Südkorea vorschlagen wird. Der Name des sechsmaligen Meisters Peter Liebers wird dagegen nicht darauf stehen. Nach dessen missratenem Kurzprogramm war schon klar gewesen, dass es nichts mehr werden würde mit dem Traum, die Karriere in Pyeongchang zu beenden. In der Kür präsentierte er sich zwar solider als am Tag zuvor, aber das reichte bei Weitem nicht, um den freundschaftlich mit ihm verbundenen Berliner Konkurrenten Paul Fentz zu überholen.

Nachdem er in den vergangenen Jahren viermal Zweiter geworden war, freute sich Fentz mächtig über seinen ersten deutschen Titel. Er hatte die Herausforderung im Zweikampf um den Startplatz für Olympia engagiert angenommen unter dem Motto: „Einfach im Programm bleiben, acht Sprungelemente, drei Pirouetten und zwei Schritte. Es kann nur einer fahren, und dann muss man der eine sein, der fährt.“

Bei den Weltmeisterschaften im März hatte Fentz mit seiner Qualifikation fürs Finale den Startplatz für die DEU in dieser Konkurrenz geholt, und nach seinem zehnten Platz bei den Europameisterschaften stand fest, dass demnächst im Januar in Moskau zwei deutsche Läufer beim nächsten kontinentalen Wettbewerb starten dürfen.

2.234 Meter über dem Meeresspiegel

Der zweite Mann für Moskau wird Liebers sein, der sich bei dieser Gelegenheit gebührend verabschieden will. Wenn die anderen im März bei den Weltmeisterschaften in Mailand laufen, wird er mit seiner Familie voraussichtlich im Skiurlaub in den Schweizer Bergen sein. Er sagt, es gebe da in der Nähe von St. Moritz einen ganz besonderen See, den Lago Bianco, auf dessen schwarzem Eis in traumhafter Kulisse 2.234 Meter über dem Meeresspiegel er noch mal einen dreifachen Axel springen wolle.

Gut möglich übrigens, dass er dem deutschen Eiskunstlauf erhalten bleiben wird. Liebers hat seine Bewerbung für die Stelle des Leistungssportreferenten in der DEU losgeschickt, und er kann sich auch vorstellen, eines Tages Nachfolger von Sportdirektor Udo Dönsdorf zu werden.

Zu den anderen Namen auf der Liste für die Olympia-Nominierung gehören die des zweiten Paares, Annika Hocke und Ruben Blommaert (Berlin), der neuen Meisterin Nicole Schott, die in Oberstdorf bei Trainer Michael Huth bestens gefördert und gefordert wird, und die der Tänzer Kavita Lorenz und Joti Polizoakis, die in einer guten Konkurrenz knapp vor den Dortmundern Katharina Müller und Tim Dieck gewannen.

Am Ende der ersten Deutschen Meisterschaften in Frankfurt seit 55 Jahren stellte sich heraus, dass auf den Podesten für die Sieger fast nicht genug Platz für zwei Läufer war. Bruno Massot blieb deshalb zuerst am Boden, als Aljona Savchenko mit Blumen und Medaille für ihren insgesamt zehnten deutschen Meistertitel (davon acht mit ihrem früheren Partner Robin Szolkowy) geehrt wurde, dann stieg er vorsichtig auch aufs Podest. Eigentlich ein Kinderspiel für einen, der die Partnerin mit einer Hand hoch über dem Eis hält und mit der anderen das Publikum animiert.

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