Tierwohl bald mit Logo

Umstrittene Brancheninitiative führt im April Verbraucher-Kennzeichnung für Geflügel ein. Besser als „Idealvorstellungen in winzigen Marktnischen“

Verbraucher können künftig Geflügelfleisch erkennen, das nach den Standards der Brancheninitiative Tierwohl erzeugt wurde. „Voraussichtlich ab April 2018 kann unbehandeltes Geflügelfleisch aus Betrieben, die an der Initiative teilnehmen, entsprechend mit unserem Logo gekennzeichnet werden“, sagte Tierwohl-Geschäftsführer Alexander Hinrichs der Tageszeitung Die Welt.

Hinter der 2015 eingeführten Initiative Tierwohl stehen Unternehmen aus Landwirtschaft, Fleischwirtschaft und Lebensmitteleinzelhandel, darunter auch große Ketten wie Aldi, Lidl, Edeka oder Rewe. Für jedes verkaufte Kilo von Schwein, Hähnchen oder Pute gehen vier Cent an die Initiative. Mit dem Geld sollen Betriebe unterstützt werden, die bestimmte Kriterien für eine artgerechtere Haltung erfüllen.

Verbraucher können Fleisch aus teilnehmenden Betrieben bislang nicht erkennen – bei Geflügel soll sich dies nun ändern, bei Schweinefleisch vorerst nicht. Der Deutsche Tierschutzbund war im vergangenen Jahr aus der Tierwohl-Initiative ausgestiegen, weil er Transparenz für Verbraucher vermisste und eine Unterstützung der Massenproduktion kritisierte. Auch das Bundeskartellamt bemängelte im September fehlende Transparenz.

Hinrichs verteidigte die Organisation gegen Vorwürfe, wonach ihre Tierschutz-Kriterien zu lasch seien. „Unsere Kritiker überbieten sich in einem Wettbewerb, wer am lautesten rufen und die schärfsten Forderungen aufstellen kann“, sagte er. Die betreffenden Tier- und Verbraucherschutzorganisationen verspielten ihre Glaubwürdigkeit, wenn sie so weitermachten. „Wir dagegen liefern. Wir können in der Summe sehr viel mehr für die Tiere erreichen als diejenigen, die ihren Idealvorstellungen in winzigen Marktnischen anhängen.“

Das System erfasst laut Hinrichs in der zweiten Dreijahresperiode ab 2018 insgesamt 26,4 Millionen Schweine in knapp 4.200 Betrieben und 510 Millionen Puten sowie Hähnchen bei 1.900 Mästern. Dies entspreche etwa 70 Prozent des Geflügels in Deutschland. Die Läden führen ab Januar einen höheren Satz von 6,25 Cent je verkauftem Kilo Fleisch ab. (dpa)