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: Zuflucht für Bären

Endliche Bärenruhe Foto: Jens Büttner/dpa

Daggi hat dieses Jahr zum ersten Mal ihre eigene Höhle gegraben – ein kleines Wunder. Die Bärin ist 2007 in einem bulgarischen Zirkus zur Welt gekommen. Weil sie die Dressur verweigerte, wurde sie jahrelang in dem engen Abteil eines Zirkuswagens eingesperrt – so kannte sie keine Winterruhe. 2014 wurde sie dann in den Bärenpark in Worbis geholt. In ihrem ersten Winter dort hatte sie sich gar nicht zurückgezogen, ihre „Resozialisierung“ dauerte etwas. Aber jetzt verhält sich Daggi immer mehr wie eine richtige Bärin. „Solche Rettungsaktionen machen Spaß“, sagt Parkleiter Ralf Wettengel erfreut.

Denn im Bärenpark Worbis geht es tatsächlich um die Rettung geschundener Tiere. Seit 1996 leben hier, im Landkreis Eichsfeld im äußersten Nordwesten Thüringens, vor allem Bären und Wölfe, die aus tierquälerischen Haltungen stammen – manche kommen aus Zirkussen, andere wurden als Attraktionen auf Volksfesten benutzt. Auf sieben Hektar Wald, Wasser und Wiese leben die Tiere auf dem Gelände im Ohm-Gebirge südlich des Harzes ähnlich wie in der Natur. „Die Tiere sind so zu beobachten wie auf einer Expedition in Russland oder in Amerika“, sagt Parkchef Wettengel vollmundig. Er warnt aber, dass Geduld erforderlich sein kann, weil sie sich manchmal hier und da verstecken.

„Winterzeiten sind Wolfzeiten“

Die gemeinnützige Stiftung für Bären betreibt den Park, ebenso einen weiteren im Schwarzwald. Die zwischen 50.000 und 70.000 Besucher pro Jahr finanzieren den Park in Worbis zu einem Drittel, der größere Teil sind Spenden, staatliche Zuschüsse gibt es nicht.

Von November bis Februar schlafen die meisten Bären – außer Max, der sich nur ab und zu zurückzieht. Der 28-jährige Bär musste viele Jahre lang in einer winzigen Bärengrube in einer schweizerischen Erlebnisgaststätte vor sich hin vegetieren, Winterruhe war da nicht möglich. Er ist zwar schon seit 2000 in Worbis angekommen, hat sich aber noch immer nicht ganz angepasst.

Auf jeden Fall zu sehen sind die Wölfe: „Winterzeiten sind Wolfzeiten“, sagt man im Bärenpark. 1998 hat Worbis seinen ersten Wolf aufgenommen, als er unerwartet geerbt wurde. Spontan ist auch eine Auffangstation für Waschbären entstanden. Im Park leben auch noch Bauernhofstiere wie die Waldziege oder das Leineschaf. Zurzeit wird der Park erweitert und will ab 2020 zusätzliche Tiere aufnehmen.

Adèle Cailleteau

Bärenpark Worbis, Duderstädter Allee 49, 37339 Leinefelde-Worbis, ☎036074/20090, www.baer.de