Dominic Johnson über neokolonialen Rassismus
: Wer ist hier das Shithole?

Nein, nicht alle Probleme und Missstände Afrikas sind auf den Rest der Welt zurückzuführen. Gerade afrikanische Progressive, die in ihren eigenen Ländern etwas verändern wollen, werden nicht müde, Eigenverantwortung anzumahnen und die Bequemlichkeit zu verurteilen, die alles Schlechte in afrikanischen Ländern auf Sklaverei, Kolonialherrschaft und Rassismus zurückführt und letztendlich Verbrechen afrikanischer Diktatoren und Ausbeuter ignoriert.

Und dann kommt der Rest der Welt und bestätigt, dass der Rest der Welt doch das Problem Afrikas ist. In Gestalt beispielsweise von Donald Trump, der sich gegen Einwanderung aus afrikanischen „shitholes“ ausspricht und damit einen gesamten Kontinent ­sinngemäß zum Misthaufen erklärt. Und in Gestalt der französischen Justiz, die darauf verzichtet, Anklage gegen französische Soldaten zu erheben, gegen die sehr konkrete Vorwürfe des Kindes­missbrauchs in der Zentralafrikanischen Republik laut geworden sind.

Es gibt eben doch zweierlei Maß, so reagieren afrikanische Kommentatoren auf diese Dinge. Da kann man sich als Afrikaner noch so sehr anstrengen, im Kampf um Reformen, Demokratie, Wirtschaftsaufbau und Rechtsstaatlichkeit nicht nachlassen und große Entbehrungen auf sich nehmen – am Ende werden alle Bemühungen wieder ins Lächerliche gezogen.

Die französische Entscheidung in ­Sachen Zentralafrika ist da besonders niederschmetternd. Trump-Worte kann man einfach ignorieren, französische Soldaten aber nicht – nicht in einem Land wie der Zentralafrikanischen Republik, das viele seiner Bewohner tatsächlich als „shithole“ bezeichnen würden: Es gibt keine funktionierende Staatlichkeit, Millionen von Menschen sind auf der Flucht, Banditen beherrschen den Großteil des ­Landes – und Frankreichs Militär gibt den Ton an, etwa durch seine Kontrolle des ­einzigen internationalen Flughafens. Und nun auch bei der Straflosigkeit.

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