Kito Nedoschaut sich in Berlins Galerien um
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Zu den besten Szenen in Denis Villeneuves „Blade Runner“-Fortsetzung 2049 gehört der Moment, in dem Harrison Ford und Ryan Gosling in einer Las-Vegas-Casino-Ruine zum ersten Mal aufeinandertreffen. In einem dunklen Theatersaal liefern sich der alte und der neue Replikantenjäger einen Kampf, während die Lichtshow und ein altes Elvis-Hologramm gespenstisch flackern. Vergangenheit und Gegenwart, Illusion und Desillusion, Futurismus und Empfindsamkeit verdichten sich dramatisch. Ebenso atemberaubend wie im Science-Fiction-Kino durchdringen sich die verschiedenen Räume in den großformatigen Bildern der Berliner Malerin Corinne Wasmuhtin der König Galerie.Man könnte sie etwa als elaborierte Spiegelbilder der neuartigen und fragmentarischen Formen der erweiterten Realität lesen. Und das versteht man in Berlin vielleicht noch besser als anderswo: die Geschäftigkeit eines Flughafenterminals, der gleichzeitig als seine eigene Ruine erscheint (bis 25. 2., Di.– Sa. 11–19, So. 12 –19 Uhr, Alexandrinenstr. 118–121).

Wie ein bissiger Kommentar zur Tatsache, dass Kunst heute auch über Instagram verkauft wird, wirkt ein Bild von Kristina Schuldt, welches unter anderen derzeit in der Galerie Eigen + Art zu sehen ist. Die Leipziger Malerin hat über verschwommene, psychedelische Farbschlieren einen kreisförmigen Ladebalken platziert – so als würde das Bild mit dem Titel „Loading II“ (2017) tatsächlich endlos laden. Vielleicht schließt sich auf diese Weise der Kreis zwischen der „Geschichte der Unschärfe“ in der Kunst und der Sphäre eines beschleunigten Marktes, der noch vor Ausstellungseröffnung zu brummen beginnt (bis 10. 2., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Auguststr. 26).

Vergangene Woche wurde an dieser Stelle die Gruppenausstellung Don Quixote in der Galerie Barbara Weiss empfohlen. Nicht nur aus Gründen der Vollständigkeit soll hier auch noch die Komplementärschau „Sancho Panza“ im Projektraum Oracle erwähnt werden. Präsentiert durch den Künstler Veit Laurent Kurz findet sich die Kunst von zwei Dutzend Künstler*innen (u.a. Monika Baer, Juliette Blightman, Michaela Eichwald, David Weiss und Ariane Müller) in einem verwinkelten, an eine Mühlenarchitektur erinnerndes Groß-Display versammelt. Der sprichwörtlich gewordene Windmühlenkampf lässt grüßen. Doch auch darüber hinaus ist das Bild der Mühle treffend für die endlose und alltäglich verrichtete Verwandlungsarbeit im Mahlwerk der Gegenwart und die Mühsal (nicht nur der Kunstproduktion) an sich (bis 10. 3., Joachimsthaler Str. 14, geöffnet nach Vereinb., E-Mail: oracle@theoracle.works).