Philipp Rhensius
hört auf den Sound der Stadt
:

Es kommt auf die Perspektive an. Ob wir Müll auf der Straße als Störfaktor oder Ausdruck einer lebendigen Alltagskultur empfinden: Je nachdem, wo wir uns gerade befinden, wie und wann wir was wahrnehmen, ist die Welt schrecklich oder schön. Die elektronische Klanginstallation „Skalar“ im Kraftwerk vom Bildenden Künstler Christopher Bauder und Techno-Musiker Kangding Ray ist so ein Beispiel. Könnten man sich doch vom sakralen Charakter der in der Luft tanzenden Spiegel verarscht fühlen, während andere ästhetische Epiphanien erleben: In manchen Momenten darin gespiegelt, ist es, als schwebe man über sich selbst. Ab Donnerstag bis 25. 2. (Köpenicker Str. 70, 15. 2., 15–21 Uhr).

Auch Liebe und Hass sind bekanntlich perspektivisch geprägt – und werden in der Musik oft als Gegensatzpaar harmonisch und disharmonisch aufgelöst. Beim Duo Ensemble of Love and Terror von Amir Bolzman und Ariel Armoni ist das nicht so einfach. Auch wenn in ihrer Performance „The visit of the Iraqi delegation“ akustische Maschinengewehre auf Schalmei-Samples und hypnotische Percussion auf alarmierenden Lärm treffen, gibt es Platz für die Zwischenräume emotionaler Extreme. Anschließend treffen bei Miako Klein und Ignaz Schick Altes und Neues aufeinander. Während Klein ihre Blockflöten, u. a. die legendäre Paetzold-Bass-Flöte, bedient, schickt Klangkünstler Schick seine Sounds auf Reisen, um sie in manipulierter Form wieder in den Gesamtklang einzuspeisen (Bürknerstr. 12, 16. 2., 20 Uhr).

Dekonstruiert wird seit jeher im britischen Hardcore Continuum, der Entwicklungslinie von Dub über Jungle bis Grime, die zeigt, wie kreativ Clubmusik sein kann. Im Yaam wird der englische „Reggae-Botschafter“ David Rodigan anlässlich seiner „40th Anniversary Tour“ alles auflegen, was früher durch ihn hierzulande bekannt wurde: Ska, Bluebeat, Soul, Dub. Unterstützt wird von der Drum & Bass-Legende DJ Zinc und MC GQ (Obentrautstr. 19–21, 16. 2., 23.30 Uhr).

Weil Perspektivverschiebungen Zeit benötigen, um sich zu erholen, geht es erst montags weiter. In der KuLe stellt der Free Jazz-Schlagzeuger Sven-Åke Johansson mit „Dynamische Schwingungen“ ein polyphones Stücke auf dem Combo-Schlagzeug vor. Die Komponistin Sabine Ercklentz spielt mit „RaumFahrt“ ihre elektroakustische 8-Kanal-Komposition, bevor die Klangkünstlerin JD Zazie den Abend passend mit „Memory Loss“ beendet: Das aus elektromagnetischen und Alltagsgeräuschen bestehende Stück handelt vom Verfall gespeicherter Informationen (Auguststr. 10, 19. 2., 21 Uhr).