Kito Nedoschaut sich in Berlins Galerien um
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In der ersten Hälfte der Neunziger führte die Hamburger Künstlerin Annette Wehrmann (1961–2010) in Fußgängerzonen mithilfe von Chinaböllern sogenannte Blumensprengungen durch. In einem mini-renitenten Akt wirbeln Feuer, Stiefmütterchen und Erdklumpen durch die Gegend und sorgen kurzzeitig für Stimmung im tristen Konsumalltag. Zwei Bilder aus einer Serie von ursprünglich sieben Farbfotografien sind gerade in der Galerie Thomas Fischer zu sehen. Sie gehören zur Privatsammlung des legendären Ausstellungsmachers Kasper König, der hier vorwiegend kleinformatige Werke unter dem Titel „I dreamed I was leaving on a trip but I forgot my money“ größtenteils in Petersburger Hängung präsentiert. Obwohl sich König selbst nicht als Sammler versteht, macht die Ausstellung paradoxerweise deutlich, wie viel Spaß das beiläufige „Sammeln neben dem Sammeln“ eben doch machen dürfte (bis 31. 3., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Potsdamer Str. 77–87).

Von einer unorthodoxen Form der Sammlung könnte man auch bei der Ausstellung „aufgestanden, fortgegangen“ von Käthe Kruse bei Zwinger sprechen. Auf ihren Reisen hat die Künstlerin immer wieder menschenleere Szenen mit Sitzbänken fotografiert: in Frankreich, Island, Deutschland, Israel, Polen, der Schweiz oder in Bolivien. Die Bilder im Mittelformat kommen in der Schau mit vielfarbig gestreiften oder gerasterten Bankobjekten aus dem Atelier der Künstlerin zusammen. Diese schönen Skulpturen lassen an die Gediegenheit und Schnörkellosigkeit von Judd-Objekten oder Richter-Farbfeldern denken, halten jedoch in der Kombination mit der Fotografie jeden heiligen Kunst-Ernst erfolgreich nieder (bis 17. 3., Di.–Sa. 12–18 Uhr, Mansteinstr. 5).

Im Fall der Laura Mars Gallery möchte ich mich von allen möglichen Lesarten für die optimistische, beschwörend jahreszeitliche Option entscheiden: „Spring Spring Spring“ versammelt Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen von Guy Allott, Fritz Bornstück, Vitek Marcinkiewicz, Katrin Plavcak, Martin Städeli, Marcus Weber und Amelie von Wulffen, die eine bestimmte Art beiläufigen Humors teilen. Martin Städeli etwa formt wundersame Piepmatz- und Mäusefiguren aus Pappmaché, die sofort gute Laune machen. Ein neues, abstraktes Gemälde von Katrin Plavčak trägt den Titel „Kleine Hafenrundfahrt“. Eine solche wird Hamburg-Touristen angeboten. Ärzte benutzen diese Wendung aber auch gern als lockere Umschreibung für abtastende Untersuchungen des Enddarms, um Patienten die Angst vor der Untersuchung zu nehmen (bis 17. 3., Mi.–Fr. 13–19, Sa. 13–17 Uhr, Bülowstr. 52).