wie machen sie das?
: DerJobvermittler

Thomas Schröder, 52, ist Berlins einziger Tagesjobvermittler, sein Büro ist im Jobcenter Neukölln. Um 4.30 Uhr beginnt für die modernen Tagelöhner, oft Hartz-IV-Empfänger oder Rentner, das Hoffen auf einen der begehrten Tagesjobs – meist auf dem Bau.

taz am wochenende: Herr Schröder, früh morgens sitzen die Menschen in Ihrem Wartezimmer und wissen nicht, ob sich das überhaupt lohnt. Sie müssen Hoffnung vermitteln, wie machen Sie das?

Thomas Schröder: Irgendwann klappt es bestimmt, sage ich meinen Kunden. Klingt plakativ, ist aber bisher immer eingetroffen. Selbstverständlich würde ich gern mal ein paar Schulterklopfer verteilen, aber ich muss Neutralität wahren. Die Vergabe der Tagesjobs läuft nicht nach Nummernprinzip, ich muss nach den Anforderungen der Arbeitgeber selbst entscheiden, wer den Job bekommt. Es darf nicht der Eindruck entstehen, ich würde Kunden bevorzugen.

Ihre Kunden befinden sich vielfach in einer schwierigen Lebenssituation. Empfinden Sie Mitgefühl?

Also reines Mitgefühl empfinde ich weniger, dafür sind die Geschichten oft zu komplex und vielschichtig. Wenn mir Kunden von ihrer Lebenssituation berichten, höre ich zu und versuche, Tipps ihm Rahmen meiner Möglichkeiten zu geben. Von der Arbeitsbereitschaft mancher Tagelöhner ziehe ich aber meinen Hut. Es kommen nicht selten Tagelöhner aus dem Speckgürtel Berlins zur Vergabe der Tagesjobs angereist, da kann der Arbeitstag mit Anreise schnell 13 bis 14 Stunden haben.

Bei der Vergabe von Tagesjobs können Sie leider nicht allen Bewerbern einen Tagesjob anbieten. Ist das nicht frustrierend für die Wartenden?

Ich muss ehrlich sagen: Frustration gibt es selten, alle wissen, wie das Verfahren abläuft. Viele Kunden kennen sich untereinander, daher kommt kein Neid auf, wenn der andere den Job erhält. Mitunter warten die Kunden sogar bis 11.30 Uhr, weil dann noch Angebote für den nächsten Tag eintreffen, und gehen dann gegebenenfalls ohne Job nach Hause.

Versuchen Sie manchmal, die Situation aufzulockern?

Auflockern brauche ich die Tristesse eigentlich nicht, dass machen die Kunden schon untereinander. Es gibt regen Austausch über die Erfahrungen auf den Baustellen, welche Arbeitgeber zu empfehlen sind. Ansonsten gibt’s bei mir Kaffee, wenn die Kunden ihn mitbringen, koche ich den gerne.

Helfen Tagesjobs beim Wiedereinstieg in das Berufsleben?

Sie können – es lässt sich sehr viel Erfahrung in den unterschiedlichsten Baubereichen sammeln. Wie beispielsweise Gartenbau, Trockenbau, Hoch- und Tiefbau usw. Diese Erfahrungen können natürlich hilfreich sein, um in das Berufsleben einzusteigen. Interview Patrick Enssle