Gefangen in den Kellern

Die syrische Regierung setzt ihre Angriffe auf die Ost-Ghouta fort. Die Zahl der Opfer steigt

Seit Tagen schon verstecken sie sich in Kellern, Bunkern und anderen Unterständen. Manche Einwohner der Region Ost-Ghouta nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus haben sogar auf Friedhöfen Zuflucht vor den Raketen und Bomben von Machthaber Baschar al-Assad gesucht, der entschlossen scheint, nach fünf Jahren Belagerung die Rebellenenklave vor den Toren von Damaskus zurückzuerobern.

„Wir haben keinen Ausweg, und kein Land wird uns Zuflucht gewähren. Alles, was wir noch haben, sind diese Keller“, sagt Abu Mohammed al-Afa, der zusammen mit Dutzenden Menschen in einem Kellerraum der Stadt Duma sitzt. Jederzeit könne eine Offensive von Assads Truppen beginnen, sagt der 39-Jährige. „Die Angst ist enorm, und die ganze Welt schaut nur zu.“

Am Donnerstag, dem fünften Tag der Angriffe, wurden nach Angaben der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte 33 Zivilisten infolge von Luftangriffen, Fassbomben und Artilleriebeschuss getötet und über 200 verletzt. Seit Sonntag starben 370 Zivilisten, fast 1.900 wurden verletzt. Am Donnerstag wollte der UN-Sicherheitsrat über eine Syrien-Resolution beraten.

Die Assad-Regierung will mit dem Sturm auf die Ost-Ghouta auch den Raketenbeschuss beenden, der von dort gelegentlich auf die Hauptstadt niedergeht. Zwar sind die Schäden in Damaskus nicht vergleichbar mit der Verwüstung in der Ost-Ghouta, doch leben auch dort die Einwohner in Angst. Täglich gehen Dutzende Raketen nieder, allein am Dienstag wurden 13 Zivilisten getötet. Viele in Damaskus trauen sich derzeit nicht mehr auf die Straße.

Unterdessen sollen in der kurdischen Enklave Afrin im Nordwesten des Landes nach Angaben einer syrischen Zeitung neue regierungsnahe Kräfte eingetroffen sein. 500 Kämpfer seien nach Afrin geschickt worden, um das Gebiet gegen türkische Truppen zu verteidigen, berichtete die Zeitung Al-Watan am Donnerstag. Sie hätten entlang der Grenze der Region Stellung bezogen. Ein Sprecher der Kurdenmiliz YPG, Nuri Mehmud, sagte, die regierungsnahen Kämpfer hätten gepanzerte Fahrzeuge bei sich. Die kurdischen Behörden hätten um die Kräfte gebeten, um „syrisches Land zu verteidigen“, sagte er. Die Türkei hat vor einem Monat mit einer Offensive auf ­Afrin begonnen. Sie sieht die YPG als Terrororganisation und will sie vertreiben. afp, ap, taz